Brennnessel: wertvolle Heil- und Gemüsepflanze
Die Brennnessel ist eine vielseitige Pflanze, die sowohl in der Naturheilkunde als auch in Küche und Garten geschätzt wird. Dieser Beitrag beleuchtet ihre Eigenschaften, Inhaltsstoffe und vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten, vom Einsatz als Heilpflanze über die Pflege der Haut bis hin zur Zubereitung von Speisen. Erfahren Sie mehr über die Wirkung der Brennnessel und warum sie trotz ihres Rufs als Unkraut ein wichtiger Bestandteil der Natur ist.

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Lesedauer 8 Min.
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29.8.2025

Eigenschaften und Inhaltsstoffe
Die Brennnessel (Urtica dioica), auch Große Brennnessel genannt, gehört zur Familie der Brennnesselgewächse (Urticaceae) und ist eine mehrjährige, winterharte Staude. Sie wächst bis zu eineinhalb Meter hoch und ist in Europa und Asien weit verbreitet. Man findet sie in Parks, Naturwiesen, am Waldesrand, in Auen oder Feuchtgebieten, wo sie besonders auf stickstoff- und humusreichen Böden gedeiht. Sie gilt daher als sogenannte Zeigerpflanze für nährstoffreiches Erdreich.
Ihre paarweise gegenüberstehenden Blätter sind grob gesägt, hell- bis dunkel-grau-grün und mit Brennhaaren versehen, die bei Berührung Nesselgift freisetzen. Dieses verursacht harmlose, aber unangenehme Hautirritationen wie Rötungen und Quaddeln.
Die Brennnessel ist essbar und auch sonst vielseitig verwendbar. Sie ist reich an Mineralstoffen wie Kalzium, Magnesium, Kalium, Eisen und Silicium. Dazu enthält sie die Vitamine A und C. Ihre Samen besitzen mit Linolsäure zudem wertvolle Omega-6-Fettsäuren sowie Vitamin E. Spuren von Acetylcholin, einem Neurotransmitter, wurden ebenfalls in den Blättern und Brennhaaren nachgewiesen. Dessen Funktion in der Pflanze ist jedoch bisher nicht vollständig geklärt.
Des Weiteren sind sowohl Kleine als auch Große Brennnessel eine ausgezeichnete pflanzliche Eiweißquelle. In 100 Gramm gekochten Blättern befinden sich gut 7 Gramm Proteine. Damit sind diese Nesselarten ebenso nahrhaft wie Kichererbsen oder Bohnen.
Mythen rund um die Brennnessel
Die wehrhaften Brennnesseln, die den Menschen so schmerzhaft in Erinnerung bleiben, sind Bestandteil vieler Legenden und Mythen:
Aufgrund ihrer Brennhaare galt sie in vielen Ländern Europas als Zauberkraut, mit dem sich Hexen, Dämonen und böse Geister abwehren ließen.
Um Haus und Hof vor bösen Zaubern zu bewahren, hängten die Leute Nesselbündel an die Hauseingänge oder zu ihrem Vieh in den Stall. Auch der Verzehr von Brennnessel-Pfannkuchen oder -suppe sollte die Macht der Anderswelt brechen.
In Deutschland galt die Pflanze als wirkungsvoller Schutz vor Blitzen, da sie in der germanischen Mythologie dem Gewittergott Donar zugeordnet wurde. Brennnesseln am Haus oder auf dem Dachboden sollten Hab und Gut von Blitzeinschlag bewahren.
Ein anderer Volksglaube hat sich zum Teil bis heute gehalten. So gibt es in einigen Landesteilen traditionell Brennnessel-Suppe und -spinat am Gründonnerstag. Dadurch soll verhindert werden, dass Geldmangel herrscht.
Außerdem galten vor allem die Samen der Heilpflanze als Potenzmittel.
Wie wird die Brennnessel in der Naturheilkunde eingesetzt?
In der Naturheilkunde ist die Brennnessel als Heilpflanze sehr geschätzt. Ihre Inhaltsstoffe:
regen den Stoffwechsel an
wirken harntreibend (entwässernd)
fördern die Durchblutung
hemmen Entzündungen
Schon der Schweizer Arzt und Naturforscher Paracelsus (1493/94–1541) verwendete die Pflanze zur Behandlung von Gelenkschmerzen. Noch heute empfiehlt die Naturkunde Brennnesseltees und -extrakte zur begleitenden Therapie bei rheumatischen Beschwerden. Obendrein kommen Brennnesselprodukte bei Erkrankungen an Prostata, Harnleitern und Blase zum Einsatz. Sie helfen zudem bei Ödemen und Wassereinlagerungen in den Beinen.
Wichtig: Durch die entwässernde Wirkung der Brennnessel-Präparate werden auch Mineralstoffe aus dem Körper geschwemmt. Das kann auf längere Sicht zu Mangelerscheinungen führen. Verwenden Sie Tees & Co daher lediglich als Kur für zwei bis drei Wochen.
Personen mit eingeschränkter Herz- und/oder Nierenfunktion sollten ganz auf dieses Heilkraut verzichten. Am besten fragen Sie vorab bei Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin nach, ob Sie Brennnesselprodukte bedenkenlos einnehmen dürfen.
Brennnesseln ernten: Tipps zum Sammeln und Verarbeiten
Brennnesselblätter und -triebe können Sie meist bereits ab März ernten. Die Erntezeit dauert oftmals bis in den November hinein. Suchen Sie sich einen Standort fernab von Straßen, Äckern und Weiden. So gehen Sie sicher, dass die Pflanzen nicht mit Abgasen, Dünger, Pflanzenschutzmitteln oder Tierdung kontaminiert sind.
Tragen Sie zum Ernten feste Gartenhandschuhe aus Leder, um sich vor den Brennhaaren zu schützen. Streifen Sie nun die Blätter von unten nach oben von den Stielen
So verarbeiten Sie Brennnesselblätter
Möchten Sie Ihre Ausbeute frisch zum Kochen verwenden, sollten Sie die Brennhaare vorab unschädlich machen. Blanchieren Sie die Blätter dazu kurz mit heißem Wasser oder rollen Sie sie mit einem Nudelholz. Um die Pflanze zu lagern, trocknen Sie sie am besten, indem Sie die Blätter büschelweise an einen kühlen, trockenen und dunklen Ort hängen.
Eine andere Möglichkeit zur Haltbarmachung ist das Einfrieren. Hacken Sie die Brennnesselblätter klein und geben Sie sie in einen Gefrierbeutel. Auf diese Weise können Sie sie ganz einfach im Eisfach oder der Kühltruhe aufbewahren.
Die Brennnessel in der Küche: Gesunde Rezeptideen
Die Brennnessel ist essbar. In der Küche kommen vor allem junge Blätter und Triebspitzen zum Einsatz. Sie schmecken ähnlich wie Spinat. Auch die nussig schmeckenden Samen und Blütenknospen lassen sich in der Küche verwerten.
Beliebte Brennnessel-Gerichte sind neben Tees und Frischsaft Speisen wie
Brennnessel-Pesto
Brennnessel-Spinat
Brennnessel-Suppen
Darüber hinaus sind getrocknete Blätter und Samen beliebte Toppings für Salate, Gemüsegerichte und Eierspeisen.
Brennnesseln als Pflegeprodukt
Die Brennnessel eignet sich mit ihrem hohen Mineraliengehalt sehr gut als Pflegeprodukt für Haare und Kopfhaut. Durch ihre durchblutungsfördernden und entzündungshemmenden Eigenschaften
fördert sie das Haarwachstum
reguliert sie die Fettbildung und den pH-Wert
wirkt sie Schuppen und Flechtenbildung entgegen
In unserem Sortiment bekommen Sie zum Beispiel Shampoos mit Brennnesselextrakt.
Sie können sich eine Brennnessel-Haarkur auch ganz einfach selbst zubereiten:
Übergießen Sie eine Handvoll getrockneter Brennnesselblätter mit 500 Milliliter kochendem Wasser.
Lassen Sie den Sud 10 Minuten ziehen.
Gießen Sie die Flüssigkeit anschließend durch ein Teesieb oder ein Seituch und lassen Sie sie abkühlen.
Massieren Sie den Tee nach der Haarwäsche wie ein Haarwasser mit sanften Bewegungen in die Kopfhaut ein.
Wie kann man Brennnesseln im Garten sinnvoll nutzen?
Aus Brennnesseln lässt sich eine nährstoffreiche Jauche herstellen, die Ihre Obst- und Gemüsepflanzen mit Stickstoff, Kalium, Phosphor und Kieselsäure versorgt. Außerdem werden damit Schädlinge abgewehrt. Das Ansetzen ist denkbar einfach und schnell erledigt:
Geben Sie ein Kilo frische, kleingeschnittene Brennnesseln in ein Gefäß.
Fügen Sie zehn Liter Wasser hinzu.
Verschließen Sie das Gefäß mit einem Deckel.
Lassen Sie den Sud 10 bis 14 Tage abgedeckt ziehen.
Rühren Sie die Mischung täglich um.
Steigen keine Blasen mehr auf, ist die Jauche einsatzbereit.
Verdünnen Sie den fertigen Sud im Mischverhältnis 1:10 mit Wasser und gießen Sie Ihre Pflanzen damit. Zur Schädlingsbekämpfung geben Sie die Brennnesseljauche in eine Sprühflasche oder ein Sprühgerät und spritzen sie direkt auf die Pflanzen.
Wichtig: Nur Pflanzen spritzen, deren Blätter Sie nicht verzehren möchten, da diese durch die Behandlung einen unappetitlichen Belag erhalten.
Weitere Anwendungsmöglichkeiten
Aufgrund ihres hohen Eiweißgehalts sind klein gehackte junge Brennnesselblätter ein beliebtes Starterfutter für Hühner und Entenküken. Getrocknete Stauden bilden auch einen nährstoffreichen Futterzusatz für Nutztiere wie Hühner, Ziegen, Schafe, Schweine oder Rinder. Brennnesseln sind wertvolle Nahrungsquellen für Insekten wie Bienen – noch ein Grund mehr, sie in den Ecken des Gartens wachsen zu lassen.
Wussten Sie, dass sich Brennnesselfasern ähnlich wie Flachs zu festem Tuch, Seilen und Netzen verarbeiten lassen? Die Stoffe waren eine günstige Alternative zu Leinen und wurden noch bis ins 18. Jahrhundert von der ärmeren Bevölkerung hergestellt.
Fazit:
Ihr Ruf als unbeliebtes Unkraut wird der Brennnessel nicht gerecht. Trotz ihrer Brennhaare, die Hautirritationen verursachen, ist sie eine äußerst vielseitige Nahrungs- und Heilpflanze. Die nährstoffreiche Nessel findet seit vielen Jahrhunderten in der Naturheilkunde und Naturkosmetik Anwendung und ist in der Küche eine gesunde Zutat für Suppen, Pesto oder Spinat. Zudem bietet sie als Pflanzenjauche oder Tierfutter ökologische Vorteile. Mit der richtigen Handhabung erweist sich die Brennnessel als wertvolle Ressource in Ernährung, Medizin und Gartenbau.