Routinen mit Baby – und es läuft runder in den ersten Lebensjahren
Ein Baby wird geboren – und der Alltag steht Kopf. Plötzlich ist nichts mehr, wie es vorher war. Gewohnte Strukturen fallen weg oder passen einfach nicht mehr ins neue Familienleben. Das Entwickeln von neuen Routinen kann ein Beitrag dazu sein, dass der anstrengende Alltag wieder runder läuft.

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Lesedauer 5 Min.
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26.6.2025

Routinen – Energie und Zeit sparen:
Etwas zum ersten Mal zu machen ist ganz schön fordernd: Jeder Schritt muss geplant werden, viele Entscheidungen sind zu treffen. Das kostet jede Menge Energie. Deshalb ist es toll, dass wiederkehrende Abläufe schließlich automatisiert werden. Wer denkt schon noch nach, was nach dem Aufstehen zuerst zu tun ist? Die meisten haben sich schon lange einen Ablauf angewöhnt, sodass sie nun durch den Morgen kommen, ohne täglich bereits vor dem Verlassen des Hauses hunderte Entscheidungen treffen zu müssen. So helfen Routinen dem Gehirn, Energie und Zeit zu sparen.
Wie schaffe ich es, gute Routinen einzuführen?
Gute Routinen sollten etwas sein, das den Familienalltag leichter macht – kein zusätzlicher Punkt auf der langen To-do-Liste. Dazu kann man einige Dinge beachten:
Bedürfnisorientierung:
Welche Routinen entsprechen unseren Bedürfnissen? Dazu ist es wichtig, einander richtig gut kennenzulernen. Wenn Sie beispielsweise bemerken, dass Ihr Baby immer zu einer bestimmten Zeit müde wird, bieten Sie ihm in diesem Zeitraum Einschlafhilfen an (beispielsweise: Spazierengehen im Kinderwagen, tragen, etc.).
Wiederholung:
Sie wickeln Ihr Baby das erste Mal? Da werden Sie sicher mit voller Aufmerksamkeit dabei sein und jeden Schritt sorgfältig überlegen. Das dauert. Das zweite Mal geht es schon flüssiger und in nur wenigen Tagen werden Sie Ihr Baby wickeln ohne auch nur einen bewussten Gedanken an die Abläufe zu verschwenden. Je öfter Sie also eine Handlung wiederholen, desto automatischer wird sie durchgeführt.
Auslöser mit Handlung verknüpfen:
Um etwas zur Routine werden zu lassen, versuchen Sie am besten, häufige Abläufe an bestimmte Auslöser zu knüpfen. Beispielsweise: immer nach dem Füttern wickeln Sie das Kind.
Gestaltung der Umgebung:
Gestalten Sie die Orte, an denen Routinen stattfinden, so, dass Abläufe möglichst reibungslos funktionieren. Achten Sie beispielsweise darauf, dass Sie fürs Stillen alle notwendigen Dinge griffbereit haben.
Ab welchem Zeitpunkt ist mein Kind bereit für Routinen im Alltag?
Die erste Zeit mit einem Neugeborenen ist eine Phase der Neuorientierung. Am Beginn steht das gegenseitige Kennenlernen. Da darf ruhig alles noch wenig strukturiert ablaufen. Schon bald werden Sie Ihr Kind gut kennen und einen Einblick in seine Bedürfnisse und Vorlieben haben. Routinen sollten etwas sein, das sich aus dem gemeinsamen Leben heraus entwickelt, weil sie Abläufe erleichtern.
Manche Handlungen, die von Beginn an zum Alltag gehören – wie Wickeln oder in den Schlaf begleiten – eignen sich besonders gut für erste Routinen. Damit solche Abläufe schnell routiniert werden, bietet es sich an, die Abfolge der Handlungen möglichst gleich zu gestalten.
Je älter das Baby wird, desto stärker erkennt es diese Abläufe wieder und erkennt, dass manche Handlungen vorhersehbar sind. Dies gibt dem Baby ein Gefühl der Stabilität und das tut gut.
Bei Kleinkindern ist dieser Aspekt sogar von noch größerer Bedeutung. Routinen geben dem Kind Sicherheit und somit auch Selbstvertrauen. Es hat das Gefühl, etwas Kontrolle über seinen Tag zu haben und kann mit den ansonsten oft verunsichernden Übergängen eines Tages – beispielsweise abends von der Aktivität zur Nachtruhe - häufig besser umgehen.
Darf man auch mal von der Route abweichen?
Routinen sind also eine tolle Sache für Familien. Doch wie ist das im Urlaub? Oder wenn jemand krank wird und für die Betreuung ausfällt? Nun, nicht jeder Tag ist gleich – ein Familienleben ist manchmal ganz schön stressig. Und dann gibt es einfach Tage…da schläft Papa schon ein, bevor er „Gute Nacht“ sagen kann. Da heißt es Mut zur Lücke: Es ist völlig normal und okay, ab und an von der Routine abzuweichen.
Und dann sind Kinder ja auch ständig in Entwicklung. Was wochenlang gut funktioniert hat, kann sich schnell erübrigen: Den Schnuller mag es nun plötzlich nicht mehr, aber wehe der Teddy ist nicht mit im Bett! Solche Veränderungen gehören mit dazu – eine Familie ist dynamisch, da ist es ganz klar, dass auch Routinen nicht „für die Ewigkeit“ sind. Wenn sich Bedürfnisse und Möglichkeiten verändern, ist es oft Zeit für neue Routinen im Familienalltag.
Hebamme Katrin Finker
Katrin Finker arbeitet als freie Hebamme in Oberösterreich und ist derzeit in Karenz. Die Begleitung von Menschen in herausfordernden Lebensphasen und Entwicklungsprozessen ist ihr ein besonderes Anliegen. Ihr Hauptziel ist es, Menschen auf ihrem individuellen Weg zu bestärken und als Begleiterin Orientierung zu bieten.