Geburtsverletzung: Pflege und Vorbeugung
So wunderbar das Ereignis einer Geburt auch ist: Es birgt immer ein latentes Risiko für die Mutter, sich eine Geburtsverletzung zuzuziehen. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Dehnungsfähigkeit – unter bestimmten Umständen kann es zu Geweberissen kommen. Wie man einem Dammriss vorbeugen kann und wie Sie Geburtsverletzungen behandeln, erfahren Sie hier.
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12.12.2024
Wie kommt es zu Geburtsverletzungen?
Auf dem Weg aus dem Mutterleib heraus muss ein Baby einen Engpass überwinden: Den „Damm“, also das Muskelgewebe, das zwischen Scheide und After liegt. Während der Geburt wird dieses Gewebe stark beansprucht und gedehnt. Ständiges Pressen kann eine Überbelastung des Damms darstellen, Anwendungen von Saugglocke oder PDA (Periduralanästhesie) erhöhen das Verletzungsrisiko.
Wenn bei der Austreibungsphase die Zeit knapp wird und die Sauerstoffversorgung des Kindes gefährdet ist, müssen Mediziner oder Hebamme aktiv werden, etwa mit einem Dammschnitt.
Gut zu wissen: Ob es zu einer Geburtsverletzung kommt, hängt von unterschiedlichsten Faktoren ab, etwa der Beschaffenheit und Dehnungsfähigkeit des mütterlichen Gewebes, dem Schulter- und Kopfumfang des Kindes, seiner Lage im Mutterleib bei der Geburt und dem konkreten Ablauf der Entbindung.
Wie schmerzhaft ist Dammriss?
Schmerzempfinden und –toleranz sind höchst individuell. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die gebärende Frau die Geburtsverletzung selbst als einen kurzen, stechenden Schmerz wahrnimmt, der dann in ein Brennen übergeht. Die Schmerzen nach der Geburt sind mehr oder weniger intensiv, je nachdem, wie tief der Riss ist. Medizinisch wird in vier Grade unterschieden. Dabei sind die Grade 1 und 2 relativ häufig, die schweren Geburtsverletzungen mit Grad 3 und 4 kommen wesentlich seltener vor.
Grad 1: oberflächliche Hautverletzung ohne Schädigung der Muskulatur
Grad 2: Muskeleinrisse, wobei der Schließmuskel nicht betroffen ist
Grad 3: teilweise oder vollständige Schädigung des Schließmuskels
Grad 4: Verletzungen von Schließmuskel, Darmschleimhaut und eventuell Scheide
Wie Geburtsverletzungen vorbeugen?
Während der Geburt tun Hebammen Ihr Bestes, um das Gewebe zu schonen. Dazu arbeiten sie zum Beispiel mit Ölen und Kompressen. Zusätzlich können Sie selbst dazu beitragen, dem Dammriss vorzubeugen. Natürlich lässt sich auch dann nicht völlig ausschließen, dass es zu einer Verletzung bei der Entbindung kommt; die Wahrscheinlichkeit dafür reduziert sich jedoch. Hebammen empfehlen verschiedene Strategien. Sinnvolle Maßnahmen sind unter anderem Dammmassagen und Beckenbodentraining.
Wie funktioniert Dammmassage?
Es ist möglich, den Damm mit einer Dehnungsmassage zu „trainieren“, sodass er im richtigen Moment flexibler wird. Vereinfacht erklärt, wird bei der Dammmassage das Dammgewebe zunächst etwas angewärmt. Anschließend massieren Sie den hinteren Bereich um die großen Schamlippen herum. Danach wird die Partie zwischen Vagina und After geknetet, indem Sie den Daumen vorsichtig in die Vagina einführen und mit den übrigen Fingern von außen den benötigten Gegendruck erzeugen. Wie Sie das am besten machen, erklärt Ihnen ausführlich Ihre Hebamme.
Gut zu wissen: Damit die Dammmassage als Vorbeugung gegen Geburtsverletzungen wirksam ist, empfehlen Hebammen deren Durchführung drei- bis viermal wöchentlich für fünf bis zehn Minuten. Beginnen sollten Sie damit drei bis fünf Wochen vor dem Geburtstermin. Verwenden Sie für die Massage ein spezielles Dammmassage-Öl – damit vermeiden Sie unangenehme Reibung.
Beckenbodentraining gegen Geburtsverletzung
Der Beckenboden ist Teil des Damms und ein dreischichtiger Muskel im unteren Beckenbereich, der den Organen dort Halt gibt. Allerdings ist der Beckenbodenmuskel bei vielen Frauen geschwächt, beispielsweise aufgrund von Bewegungsmangel, Übergewicht oder sitzender Berufstätigkeit. Doch Muskeln kann man trainieren. Ist der Beckenboden fit und Sie können ihn auch gut entspannen, hilft das dem Baby, bei der Geburt in die richtige Position zu gelangen.
Geburtspositionen und Methoden
Während der Geburt kann eine aufrechte Position dem Dammriss vorbeugen, etwa Stehen, Hocken, Knien oder auch der Vierfüßlerstand. Eine liegende Geburtsposition ist hingegen eher belastend für den Damm – doch bei alldem gilt: Achten Sie während der Entbindung darauf, welche Position Sie selbst als angenehm empfinden. Übrigens: Während einer Wassergeburt, also der Entbindung in einer Wanne mit warmem Wasser, ist das Gewebe noch elastischer.
Geburtsverletzungen pflegen und heilen
Ein Dammriss gilt als die häufigste Geburtsverletzung im Verlauf einer vaginalen Geburt. Aber wie lange dauert es, bis Geburtsverletzungen verheilt sind? Je nach Schwere des Dammrisses, also abhängig davon, ob lediglich die Haut eingerissen oder Muskelgewebe verletzt ist, dauert der Heilungsprozess wenige Tage bis zu einem Monat. Die Heilung verläuft üblicherweise unkompliziert; nur bei sehr schweren Dammrissen muss genäht werden. Da die Schleimhaut gut durchblutet ist, regeneriert sie sich schnell.
Was hilft bei Geburtsverletzungen?
Mit folgenden Möglichkeiten unterstützen Sie den Heilungsprozess einer Geburtsverletzung.
Spülungen: Ein bewährtes Mittel sind Spülungen. Dazu füllen Sie eine 1,5-Liter-PET-Flasche (beispielsweise von Getränken), geben zehn Tropfen ätherisches Öl (Lavendel) hinzu und spülen täglich nach jedem Toilettengang die Wunde.
Luftige Wäsche: Tragen Sie Unterwäsche aus Baumwolle und meiden Sie während des Heilungsprozesses synthetische Slips.
Vorsicht mit Hygieneprodukten: Verzichten Sie auf Slipeinlagen und Binden mit Klebestreifen und Plastik. Es könnte etwas verrutschen und an der Wunde festkleben; das Plastik behindert die Wundbelüftung.
Heilmassage: Ist die Wunde bereits gut abgeheilt, können Sie die Narben mit Johanniskrautöl massieren.
Nachdem die Geburtsverletzung verheilt ist, sollen Sie auch wieder das erwähnte Beckenbodentraining aufnehmen. Ein günstiger Zeitpunkt dafür ist ein Monat nach einer normalen vaginalen Geburt und zwei Monate nach einer Kaiserschnittgeburt.
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FAQ zu Geburtsverletzungen
Was ist die häufigste Geburtsverletzung?
Was ist die häufigste Geburtsverletzung?
Die häufigste Verletzung bei einer Geburt ist der Dammriss: Bei 53 bis 70 Prozent der vaginalen Geburten kommt es zu einem Dammriss, der in verschiedenen Schweregraden auftreten kann. Weitere Geburtsverletzungen wie Vaginal- oder Zervixriss oder Hämatome treten deutlich seltener auf.
Wann tut Geburtsverletzung nicht mehr weh?
Wann tut Geburtsverletzung nicht mehr weh?
Die Heilungsdauer variiert entsprechend der Schwere der Verletzung. In der Regel ist aber selbst ein schwererer Dammriss nach etwa einem Monat wieder verheilt.
Wie wirksam sind Heublumen-Bäder?
Wie wirksam sind Heublumen-Bäder?
Badewasser mit zugesetzten Heublumen gilt als Geheimtipp, um das Dammgewebe für die Geburt weicher werden zu lassen. Allerdings ist die Wirksamkeit von Heublumen und einem Heublumendampfbad nicht nachgewiesen. Vorteilhaft dürfte hingegen die die Durchblutung anregende Wirkung von warmem Wasser sein.
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