Weibliche Hormone: Arten & Aufgaben
Weibliche Hormone wie Östrogen oder Progesteron sind eigentlich für die Fortpflanzung verantwortlich – wirken sich aber auf nahezu alle anderen Bereiche in Körper und sogar Psyche aus. Wer das hormonelle Gleichgewicht und dessen Veränderungen versteht, findet nicht selten eine Erklärung für schlechte Laune, Kopfschmerzen oder sogar Herz-Kreislauf-Probleme.
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Lesedauer 7 Min.
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21.5.2025
Laune, Gewicht, ja sogar Blutdruck und Knochendichte werden von weiblichen Hormonen beeinflusst. Ihre Bedeutung geht weit über Fruchtbarkeit und Fortpflanzung hinaus. Was die typisch weiblichen Geschlechtshormone wirklich leisten, erfahren Sie hier!
Weibliche Hormone: Arten und Funktion
Hormone sind wichtige Botenstoffe, die über spezielle Rezeptoren Einfluss auf nahezu alle Stoffwechselprozesse im Körper nehmen. Zu den weiblichen Hormonen gehören neben Östrogen und Progesteron auch das Luteinisierende Hormon (LH), das Follikel-stimulierende Hormon (FSH) und die Schwangerschaftshormone Humanes Choriongonadotropin (HCG), Oxytocin und Prolaktin.
Gebildet werden diese Hormone teilweise im zentralen Nervensystem, genauer in der Hirnanhangsdrüse, oder in den weiblichen Geschlechtsorganen wie in den Eierstöcken, der Gebärmutterwand, im Gelbkörper oder in der Plazenta.
Östrogen
Östrogen, auch unter Östradiol bekannt, ist das bekannteste und eines der wichtigsten weiblichen Geschlechtshormone. Es wird überwiegend in den Eierstöcken gebildet und übernimmt wichtige Aufgaben im Hinblick auf Fruchtbarkeit und Fortpflanzung.
Darüber hinaus beeinflusst Östrogen zahlreiche Körperfunktionen und Stoffwechselprozesse:
- Förderung der Aufnahme von LDL, dem sogenannten Low-Density Lipoprotein, aus dem Blut in Leberzellen – günstig für den Fettstoffwechsel
- Unterstützung der Aufnahme von Calcium und Phosphat in den Körper sowie der Bildung der Knochenmatrix – wichtig für die Knochenstabilität
- Weitstellung der Blutgefäße mit einer Blutdrucksenkenden Wirkung – Schutz vor Bluthochdruck
- Verhinderung unregelmäßiger Pulsschläge – günstig für die Herz-Funktion
Auch auf die Psyche nimmt Östrogen großen Einfluss. Dabei ist aber vor allem das Gleichgewicht mit Progesteron entscheidend.
Progesteron
Progesteron wird zwar häufig als Gegenspieler des Östrogens bezeichnet, übernimmt aber in vielen Bereichen andere Aufgaben oder ergänzt die Wirkung von Östrogen:
- Knochenaufbau und Erhalt der Knochendichte – im Zusammenspiel mit Östrogen
- Einfluss auf die Körpertemperatur – hohe Progesteron Werte heben die Basaltemperatur
- Gegenspieler zum Insulin – Progesteron reduziert die Energiespeicherung und fördert die Fettverbrennung
- Progesteron wirkt dem Aufbau von Körperfett entgegen
LH und FSH
Das Luteinisierende Hormon (LH) und das Follikel-stimulierende Hormon (FSH) spielen eine wichtige Rolle im Zyklus der Frau. Beide Hormone werden in der Hirnanhangsdrüse gebildet. Ihre Funktion und Bedeutung finden Sie im anschließenden Absatz zum Menstruationszyklus.
HCG, Oxytocin und Prolaktin
Humanes Choriongonadotropin (HCG), Oxytocin und Prolaktin sind im Wesentlichen Schwangerschaftshormone, wobei Oxytocin als Bindungshormon auch bei Männern eine wichtige Rolle spielt. Mehr über die Funktion und Bedeutung dieser Hormone bei Frauen erfahren Sie im Absatz zu Schwangerschaft und Stillzeit.
Menstruationszyklus
Der Ablauf des Menstruationszyklus ist vollständig von wechselnden Hormonspiegeln geprägt. In der Menstruationsphase sind die Hormonspiegel am niedrigsten. Im Übergang zur Follikelphase steigen der Östrogen- und der FSH-Spiegel deutlich an. Das Östrogen fördert in dieser Phase den Aufbau einer neuen Schleimhautschicht und die Verflüssigung des Zervixschleims, damit Spermien bis in die Gebärmutter vordringen können.
Der Östrogenspiegel erreicht gegen Ende der Follikelreifungsphase einen Höhepunkt. Bei einer Gesamtzyklusdauer von 28 Tagen erfolgt etwa zu Tag 14 der Eisprung, wenn ein Follikel ausreichend gereift ist. Der Eisprung geht mit einem deutlichen FSH-Anstieg und einem LH-Höhepunkt einher. Das luteinisierende Hormon löst den Eisprung aus und läutet damit die Lutealphase ein.
Während die Blutspiegel für LH und FSH nun deutlich sinken, steigt der Progesteronspiegel stark an. Gebildet wird das Hormon im nun aus dem Follikel gebildeten Gelbkörper. Progesteron sorgt dafür, dass die dicke Gebärmutterschleimhaut für die Einnistung der befruchteten Eizelle bereit ist. Auch der Östrogenspiegel steigt erneut leicht an, um eine mögliche Schwangerschaft zu unterstützen. Bleibt die Einnistung der Eizelle aus, sinken die Blutspiegel von Östrogen und Progesteron wieder ab. Die ischämische Phase schließt den Zyklus ab und bereitet das Ausscheiden der nicht genutzten Schleimhautschicht vor.
Schwangerschaft und Stillzeit
Anders sieht es aus, wenn die Eizelle auf ihrem Weg vom Eierstock durch die Eileiter zur Gebärmutter von einem Spermium befruchtet wird. Sie erreicht die vorbereitete Schleimhautschicht und nistet sich ein. Innerhalb weniger Tage beginnt sie nicht nur, sich zu teilen, sondern weitere Strukturen um sich herum zu bilden. In dieser Schwangerschaftshülle entsteht das Hormon HCG. Es stimuliert die weitere Freisetzung von Progesteron – dem Schwangerschaftshormon. Statt nach einigen Tagen abzusinken, bleibt der Progesteron-Wert nun langfristig erhöht. Auch der Östrogenwert steigt weiter und unterstützt die Schwangerschaft.
Der Höchstwert für den HCG-Blutspiegel wird etwa zur 12. Schwangerschaftswoche erreicht. Ab diesem Zeitpunkt übernehmen Progesteron und Östrogen Erhalt und Förderung der Schwangerschaft. Gleichzeitig nimmt jetzt die Produktion von Oxytocin zu – dem Bindungshormon. Es bereitet die Schwangere auf die Ankunft des Babys vor und spielt eine wichtige Rolle bei der Wehentätigkeit.
Nach der Geburt stimulieren Oxytocin und Prolaktin gemeinsam die Milchbildung und die Rückbildung der Gebärmutter. Prolaktin hemmt zugleich den Neustart der monatlichen Zyklen, weshalb viele Frauen, während sie voll stillen, keinen Zyklus haben.
Wechseljahre & Menopause
Während des Klimakteriums, welches gut und gerne 10 Jahre dauern und in vier Phasen der Wechseljahre aufgeteilt werden kann, nehmen die Blutspiegel der weiblichen Hormone langsam ab. Immer seltener kommt es zur Follikelreifung und damit zum Eisprung. Bleibt dieser aus, so entsteht kein Gelbkörper und damit kaum Progesteron. Das nun oft entstehende Ungleichgewicht zwischen Progesteron und Östrogen ist der Auslöser vieler unangenehmer Beschwerden in den Wechseljahren. Erst nach der Menopause finden die weiblichen Hormone zu einem stabilen Gleichgewicht mit nun deutlich niedrigeren Blutspiegeln zurück und die Beschwerden vergehen.
Hormonaushalt und Lebensweise
Die weiblichen Hormone haben großen Einfluss auf Ihr Wohlbefinden. Viele Frauen spüren die wechselnden Hormonspiegel schon beim monatlichen Zyklus und leiden zum Beispiel unter dem prämenstruellen Syndrom (PMS). Spätestens beim Eintritt der Wechseljahre sind die Auswirkungen auf Lebensqualität und Alltag oft deutlich.
Mit den folgenden Tipps erleichtern Sie sich das Leben mit Ihren weiblichen Hormonen:
- Beschäftigen Sie sich mit Ihrem Zyklus und lernen Sie ihn kennen. Ein Tagebuch kann helfen, um verschiedene Zyklusphasen zu erkennen.
- Nehmen Sie sich eine Auszeit, wenn Bauchkrämpfe oder Kopfschmerzen vor oder während der Menstruation zu belastend sind.
- Ernähren Sie sich ausgewogen und ergänzen Sie Ihren Speiseplan hin und wieder um Superfood für den Hormonhaushalt.
- Scheuen Sie sich nicht, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn Ihr Zyklus oder die Wechseljahre Sie zu sehr belasten. Sie sind nicht allein – viele Frauen erleben ihre Hormonwelt gelegentlich als Herausforderung!
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