Amenorrhö – Ursachen, Symptome & Folgen
Wenn die Regelblutung ausbleibt oder einfach nicht einsetzt, spricht man von einer Amenorrhö. Sie kann viele unterschiedliche Ursachen haben. In vielen Fällen ist auch die Fruchtbarkeit eingeschränkt, je nach Auslöser und Dauer der Amenorrhö. Wie diese Menstruationsstörung behandelt wird, hängt von den individuellen Ursachen und Umständen ab. Frauen, die keine Regelblutung haben und nicht schwanger sind, sollten ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
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20.5.2025
Frauen im gebärfähigen Alter zwischen etwa 15 und 45 Jahren haben einen Monatszyklus mit regelmäßigen Menstruationsblutungen. Bleiben diese aus, spricht man medizinisch von einer Amenorrhö. So unterschiedlich die möglichen Ursachen, sind die Strategien zur Behandlung.
Formen der Amenorrhö
Die Amenorrhö ist eine Zyklusstörung, bei der die Regelblutung vollständig ausbleibt.
Zyklus und Regelblutung
Etwa mit 12 bis 13 Jahren setzt bei den meisten Mädchen die Pubertät ein. Häufig findet auch in diesem Zeitraum die erste Regelblutung statt. Bis sich ein stabiler Zyklus einpendelt, können einige Monate oder gar Jahre vergehen. Der Menstruationszyklus der Frau wird von zyklischen Veränderungen bestimmter Hormone hervorgerufen, welche teilweise im zentralen Nervensystem und zum anderen Teil in den Eierstöcken gebildet werden.
Jeder Zyklus beginnt mit dem ersten Tag der Menstruation. Zu diesem Zeitpunkt beginnt ein sanfter Anstieg des Östrogenspiegels im Blut. Das Hormon bereitet nicht nur ein Ei zum Eisprung vor, sondern fördert auch die Bildung einer dicken Schleimhautschicht in der Gebärmutter. Ein starker Anstieg des Luteinisierenden Hormons (LH) sorgt für die Ovulation – den Eisprung. Die Eizelle wandert in die Gebärmutter und kann befruchtet werden. Gleichzeitig steigt der Progesteron-Wert an und unterstützt eine mögliche Schwangerschaft. Tritt diese nicht ein, sinken die Hormonwerte nach etwa 28 Zyklustagen rapide ab und es kommt zum Einsetzen der Blutung. Wenn die Blutung länger als drei Monate ausbleibt, spricht man von einer Amenorrhö. Dabei kann eine primäre und eine sekundäre Amenorrhö vorliegen.
Info: Physiologisch normal ist die Amenorrhö bei Mädchen vor der Pubertät, in der Schwangerschaft und Stillzeit sowie nach Eintritt der Menopause.
Primäre Amenorrhö
Hinter dem Begriff der primären Amenorrhö verbirgt sich das Ausbleiben der Regel, bevor sie überhaupt in der Pubertät eingesetzt hat. Bei Mädchen mit normalem Wachstum und bereits vorhandenen sekundären Geschlechtsmerkmalen geht man ab einem Alter von 15 Jahren von einer Amenorrhö aus.
Sekundäre Amenorrhö
Die sekundäre Amenorrhö liegt vor, wenn die Periode plötzlich ausbleibt oder unregelmäßig wird. Das passiert, wenn die Menstruation drei Monate oder länger nicht kommt oder über sechs Monate sehr unregelmäßig ist – obwohl sie vorher regelmäßig war.
Ursachen und Risikofaktoren
Einige Ursachen für Amenorrhö können vor allem eine sekundäre Amenorrhö auslösen, in seltenen Fällen aber auch die primäre Form beeinflussen, z. B. durch verzögerte Pubertätsentwicklung. Das können sein:
Übermäßiger Sport und Leistungssport, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen
Essstörungen
Psychischer Stress
Fehlbildungen der Genitalien wie ein Hymen imperforatus (undurchlässiges Jungfernhäutchen)
Ovulationsstörungen, verursacht durch ein Ungleichgewicht der weiblichen Hormone
Ursachen der primären Amenorrhö
Zu den häufigsten Ursachen für ein Ausbleiben der ersten Menstruation sind:
Verzögerung der Pubertät aufgrund von hormonellen Störungen oder einem der oben genannten Faktoren
Chromosomenanomalien wie Turner- oder Hauser-Syndrom
Ursachen der sekundären Amenorrhö
Neben den zuvor genannten Faktoren kann ein Ausbleiben der Regel zu einem späteren Zeitpunkt noch folgende Ursachen haben:
Absetzen hormoneller Medikamente wie der Anti-Baby-Pille (man spricht von einer vorübergehenden „post-pill Amenorrhö“)
Hyperprolaktinämie durchs Stillen oder die Einnahme von Antipsychotika
Vorzeitige Ovarialinsuffizienz (frühzeitiger Eintritt der Menopause)
Störungen der Schilddrüse oder der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse)
Bestrahlung, etwa bei Hirntumoren, oder Kopfverletzungen
Symptome und Diagnose
Das Ausbleiben der Blutung ist das bekannteste Symptom für Amenorrhö. Weitere Anzeichen und Warnsignale können einen Besuch in einer Arztpraxis und die passende Diagnostik notwendig machen.
Symptome und Warnsignale
Erste Anzeichen für eine mögliche Amenorrhö können schon bei Mädchen ab 13 Jahren auftreten. Wenn in diesem Alter keine Pubertätsmerkmale wie Brustwachstum, Wachstumsschübe oder Stimmungsschwankungen erkennbar sind, kann das auf eine Zyklusstörung hinweisen. Das gilt auch, wenn drei Jahre nach Beginn des Brustwachstums oder bis zum 15. Lebensjahr trotz normaler körperlicher Entwicklung noch keine Periode eingesetzt hat.
Weitere Warnsignale sind:
Entwicklung männlicher Merkmale wie eine tiefere Stimme oder starke Körperbehaarung
Sehprobleme oder ein gestörter Geruchssinn
Starke Gewichtsschwankungen
Spontane, milchige Absonderungen aus den Brustwarzen
Wenn Mädchen in der Pubertät oder Frauen solche Anzeichen bemerken und zusätzlich ihre Periode sehr unregelmäßig ist oder ganz ausbleibt, sollten sie zur Ärztin oder zum Arzt gehen.
Diagnose der Amenorrhö
Damit die Ursache hinter dem Ausbleiben der Regelblutung ermittelt werden kann, kommen unterschiedliche Verfahren und Diagnosemethoden zum Einsatz:
Fragen zur Vorgeschichte und zu den Symptomen
Zyklusanamnese zum Verlauf und zur Stärke der Menstruationen
Körperliche Untersuchung und Ultraschall der Geschlechtsorgane
Blutabnahme zur Ermittlung der Hormonspiegel
Info: Im Zuge der Diagnostik wird in den meisten Fällen zusätzlich ein Schwangerschaftstest durchgeführt – auch bei Mädchen, die angeben, noch keine sexuellen Kontakte gehabt zu haben.
Folgen der Erkrankung
Die möglichen Folgen der Erkrankung hängen eng mit der Ursache der Amenorrhö zusammen.
Bleibt die Regelblutung aus, weil der Abfluss des Blutes aufgrund von Anomalien der Geschlechtsorgane nicht möglich ist, so kann zu einer Ansammlung von Menstruationsblut in Vagina oder Uterus kommen.
Je nach Ursache kann die Amenorrhö mit eingeschränkter Fruchtbarkeit verbunden sein. Oft lässt sich diese durch gezielte Behandlung wiederherstellen.
Oft wird eine Amenorrhö durch Probleme mit der Hormonproduktion verursacht. Dadurch bleibt die Regel aus. Auf Dauer kann dieses Ungleichgewicht weitere Folgen haben. Dazu gehören zum Beispiel in höheres Osteoporose-Risiko, eine trockene Scheide und Hitzewallungen.
Liegt die Ursache im zentralen Nervensystem, von wo die Hormone ausgeschüttet werden, so kann es zu Störungen der Seh- und Riechfähigkeit kommen. Zittern mit Gewichtsverlust oder Trägheit mit Gewichtszunahme gehen mit einer Schilddrüsenstörung als Auslöser einher.
Behandlung der Amenorrhö
Die notwendige Therapie hängt vom Auslöser der Amenorrhö ab. Zu den am häufigsten angewandten Behandlungsmethoden gehören:
Hormonelle Therapie zur Unterstützung der Pubertät oder der Zyklus-Stabilität
Medikamente zur Regulation der Schilddrüsenfunktion
Operation, um das Jungfernhäutchen zu öffnen, wenn es den Blutabfluss stört
Hormonersatztherapie bei einer vorzeitigen Menopause
Wird die zugrunde liegende Ursache behandelt, kann sich der Zyklus in vielen Fällen innerhalb weniger Wochen oder Monate wieder normalisieren.
Es gibt allerdings Erkrankungen wie Chromosomenanomalien, bei denen eine Behandlung nicht möglich ist. In diesem Fall können bestimmte Medikamente wie Bisphosphonate oder die Einnahme von Vitamin D vor möglichen Folgen der Erkrankung schützen.
Amenorrhö-Verdacht: Rechtzeitig handeln!
Bei den folgenden Anzeichen und Warnsignalen sollten Frauen ärztliche Hilfe suchen:
Menstruation bleibt drei Monate in Folge aus
Regelblutung kommt sechs Monate lang sehr unregelmäßig
Ausbleiben der Periode nach Einnahme eines neuen Medikaments
Keine Regelblutung nach Absetzen hormoneller Verhütungsmittel
Bei Verdacht auf Schwangerschaft
Ausbleiben der Blutung nach einer OP
Wenn zeitgleich weitere Symptome auftreten wie starke Kopf-, Unterleibs- oder Brustschmerzen, Haarausfall oder starkes Haarwachstum am Körper, tiefere Stimme, Scheidentrockenheit oder milche Absonderungen aus der Brust
Das Ausbleiben der Regel sollte ernstgenommen und medizinisch abgeklärt werden, um langfristige Folgen zu verhindern.