Laktoseintoleranz bei Kindern
Eis, Schokolade, Kekse – Kinder naschen für ihr Leben gerne. Doch viele Süßigkeiten enthalten Milchzucker, der bei Kindern mit Laktoseintoleranz unangenehme Beschwerden hervorrufen kann. Laktoseintoleranz ist keine Krankheit, sondern eine Nahrungsmittelunverträglichkeit, mit der sich gut umgehen lässt. Wir geben Ihnen Tipps für den Alltag!

dm drogerie markt
Lesedauer 4 Min.
•
7.5.2025

Was ist eine Laktoseintoleranz?
Milch und Milchprodukte wie Joghurt, Schlagobers oder Käse enthalten Milchzucker – besser bekannt als Laktose. Der Zweifachzucker aus Glukose (Traubenzucker) und Galaktose (Schleimzucker) wird durch das Enzym Laktase im Körper gespalten und kann dadurch verdaut werden. Bei Erwachsenen und Kindern mit Laktoseintoleranz wird dieses Enzym vom Körper nicht produziert.
Sehr selten fehlt es von Geburt an. Häufiger kommt es vor, dass die Enzymproduktion mit der Zeit nachlässt. Schätzungsweise zwei bis drei Prozent der Babys und Kleinkinder sind von einer Milcheiweißallergie betroffen. Laktoseintoleranz tritt in einigen Teilen der Erde häufiger auf als in anderen: Besonders viele Menschen mit Laktoseintoleranz gibt es in Afrika und Asien.
Laktoseintoleranz bei Kindern: Symptome
Wie erkenne ich, ob mein Kind Laktoseintoleranz hat? Das fragen sich viele Eltern, vor allem bei sehr kleinen Kindern. In der Tat bleibt die Milchzuckerunverträglichkeit bei Kleinkindern oft unerkannt. Der Grund: Mädchen und Buben unter drei Jahren können typische Anzeichen wie Bauchschmerzen oder Übelkeit noch nicht ausreichend verbalisieren. Klagt ein Kind über Bauchschmerzen oder hat es Durchfall, kann dies darüber hinaus viele unterschiedliche Ursachen haben.
Eine Milchzuckerunverträglichkeit entwickelt sich zudem oftmals erst im Laufe der Kindheit: Während betroffene Babys die in der Muttermilch enthaltene Laktose meist noch gut vertragen, können sich dann im Kleinkind- oder Schulalter erste Beschwerden manifestieren. Oft treten Symptome aber auch erst im Jugendalter auf.
Symptome
- Bauchschmerzen
- häufiger, flüssiger Stuhlgang
- Bauchgeräusche
- Blähbauch
- Übelkeit
- Verstopfung
- Müdigkeit
- Schlappheit
Bauchschmerzen gehören bei Heranwachsenden zu den häufigsten Beschwerden. Nicht immer steckt eine Laktoseintoleranz bei Kindern dahinter. Treten die Beschwerden allerdings regelmäßig auf, kann eine Nahrungsmittelunverträglichkeit dafür verantwortlich sein. Bei der Ursachenforschung kann es helfen, für ein bis zwei Wochen ein Ernährungstagebuch zu führen. Stellen Sie sich folgende Fragen:
- Was hat das Kind gegessen?
- Wann hat es welche Mahlzeiten zu sich genommen?
- Wann treten die betreffenden Beschwerden wie Rumoren im Bauch, Blähungen, Schmerzen und Durchfall auf?
Laktoseintoleranz bei Kindern – Diagnose
Besteht der Verdacht auf eine Laktoseintoleranz bei Kindern, ist eine kinderärztliche Diagnose notwendig. Wie eine Milchzuckerunverträglichkeit diagnostiziert wird, hängt vom Alter des Kindes ab.
Eine zuverlässige Diagnose für Laktoseintoleranz erhält man nach Durchführung des sogenannten Wasserstoff-Atemtests (H2-Atemtest). Fehlt das Enzym Laktase, bildet sich bei der Verdauung im Dickdarm gasförmiger Wasserstoff, der sich im Atem nachweisen lässt. Bei diesem Test müssen die Betroffenen allerdings 300 ml Laktose in einem relativ kurzen Zeitraum trinken. Dazu sind Babys und kleine Kinder in der Regel nicht in der Lage.
Eine Alternative zum H2-Atemtest stellt die Auslassdiät dar: Bei dieser Methode verzichtet das Kind für ein bis zwei Wochen auf Laktose. Bessern sich die Symptome, ist eine Laktoseintoleranz wahrscheinlich. Die Auslassdiät sollte idealerweise ärztlich begleitet werden.
Laktoseintoleranz – eine Frage der Menge
Die gute Nachricht lautet: Kinder mit Laktoseintoleranz müssen Milchzucker meist nicht vollständig meiden, sondern kommen mit kleinen Mengen Laktose gut zurecht. Das liegt daran, dass das Verdauungsenzym Laktase eingeschränkt vorhanden ist. Außerdem lässt sich Laktase in Form von Tabletten oder Pulver zuführen – nicht als tägliche „Therapie“, aber als Hilfsmittel in Ausnahmesituationen. Laktoseintoleranz kann von Kind zu Kind sehr unterschiedliche Ausmaße haben. Deshalb hilft nur: ausprobieren.
Tipp: Sie sollten Ihrem Kind von Anfang an erklären, was es mit der Laktoseintoleranz auf sich hat, und sich bemühen, ihm eine positive Grundhaltung gegenüber dieser Unverträglichkeit zu vermitteln. Eine offene und ehrliche, aber kindgerechte Kommunikation erleichtert Ihrem Kind den Umgang mit der Laktoseintoleranz.
Ernährungstipps für Kinder mit Laktoseintoleranz
Nach der Diagnose wird medizinisch meist eine etwa vierwöchige laktosefreie Diät verordnet, damit alle Beschwerden abklingen. Danach können Sie mit Ihrem Kind langsam und vorsichtig ausprobieren, wie viel Laktose es verträgt. Wir haben Ihnen die wichtigsten Tipps zusammengestellt, wie die ganze Familie mit einer Laktoseintoleranz bei Kindern besser zurechtkommt.
Tipp 1: Milchprodukte ohne Laktose
Tipp 1: Milchprodukte ohne Laktose
Viele Hersteller bieten Milchprodukte an, die dank eines speziellen Herstellungsverfahrens keine Laktose enthalten und eindeutig gekennzeichnet sind. Sie weisen genauso viel Kalzium wie das „normale“ Milchprodukt auf. Außerdem gibt es Milchprodukte, die kaum oder nur ganz geringe Mengen an Laktose enthalten. Dazu gehört etwa lang gereifter Schnitt- und Hartkäse wie Appenzeller, Bergkäse, Edamer, Gouda und Parmesan.
Gut zu wissen: Einige Kinder mit Laktoseintoleranz vertragen auch normale Sauermilchprodukte wie Joghurt oder Topfen. Schmackhafte und gesunde Alternativen sind Drinks und Joghurts auf Hafer-, Mandel- Soja- oder Reisbasis. Achten Sie beim Kauf darauf, dass diese mit Kalzium angereichert sind. Kalzium wird für die Erhaltung normaler Knochen und Zähne benötigt und spielt eine Rolle im Prozess der Zellteilung und –spezialisierung. Außerdem wird es für das normale Wachstum und die Entwicklung der Knochen bei Kindern benötigt.
Tipp 2: Kein einheitliches Label
Tipp 2: Kein einheitliches Label
Eine Laktoseintoleranz bei Kindern stellt Eltern beim Wocheneinkauf vor Herausforderungen: Denn es gibt weder ein einheitliches Label für laktosefreie Produkte noch sind die Grenzwerte gesetzlich geregelt. Üblicherweise gilt ein Produkt als laktosefrei, wenn es weniger als 0,1 Gramm Milchzucker pro 100 Gramm enthält.
Manche Hersteller zeichnen aber auch Produkte als laktosefrei aus, die von Natur aus keinen Milchzucker enthalten wie Brot, einzelne Käsesorten, Müsli oder Saft. Vergleichen Sie diese kritisch mit den nicht als laktosefrei ausgezeichneten Alternativen – manchmal macht allein der Hinweis „laktosefrei“ das Produkt teurer.
Tipp 3: Zutatenliste studieren
Tipp 3: Zutatenliste studieren
Schauen Sie beim Einkauf ganz genau auf die Zutatenliste: Vielen Produkten fügen die Hersteller Milchbestandteile hinzu, um sie süßer oder sämiger zu machen. Häufige Allergene wie Milch müssen zwar ausgewiesen werden, aber Mengenangaben zur Laktose sind nicht vorgeschrieben. Ein Hinweis ist die Position, an der die Milch in der Zutatenliste aufgeführt wird: Je weiter vorne sie steht, desto größer ist ihr Anteil im Produkt.
Ebenfalls gut zu wissen: Butter oder Butterreinfett sind praktisch laktosefrei. Sind sie die Milchquelle in einem Produkt, macht es den allermeisten Laktoseintoleranten keine Probleme. Genau gegenteilig verhält es sich mit Milchpulver in Süßigkeiten und Gebäck. Hier ist der Laktosegehalt im Vergleich zur Frischmilch erhöht.
Tipp 4: Kalziumreiche Ernährung
Tipp 4: Kalziumreiche Ernährung
Milch ist eine sehr gute, aber längst nicht die einzige Quelle für Kalzium. Lebensmittel wie grünes Gemüse, Blattsalat, Nüsse und Samen können Kalzium enthalten. Laktosefreie Hartkäsesorten sind ebenfalls meist reich an Kalzium. Sie können sich auch für ein Mineralwasser mit hohem Kalziumgehalt entscheiden.
Tipp 5: Familienmahlzeiten für alle
Tipp 5: Familienmahlzeiten für alle
Schon um zweifaches Kochen zu vermeiden, sollten Ihre Familienmahlzeiten laktosefrei sein. Wenn Sie mit frischen Lebensmitteln kochen, ist das auch nicht schwierig, denn selbst für Milchprodukte wie Schlagobers oder Crème fraîche gibt es laktosefreie beziehungsweise pflanzliche Alternativen. Genau hinschauen sollten Sie bei Fertigprodukten, in denen sich oft Laktose versteckt.
Tipp 6: Milchprodukte vorsorglich verbannen?
Tipp 6: Milchprodukte vorsorglich verbannen?
Das ist eigentlich nicht notwendig. Genießen Sie weiterhin Ihren Milchkaffee und lassen Sie andere Familienmitglieder „normalen“ Frischkäse essen und Milch trinken. Wichtig ist nur, dass Kindern mit Laktoseintoleranz eine gute und als schmackhaft empfundene Auswahl an Lebensmitteln zur Verfügung steht.
Bei Süßigkeiten kann es allerdings schwierig werden: Wenn Geschwister genussvoll Milchschokolade essen oder Vanilleeis schlecken, müssen laktoseintolerante Kinder schon sehr stark sein. Leichter ist es, wenn die gesamte Familie auf laktosefreie Naschereien ausweicht. Viele Eisdielen und Bäckereien bieten inzwischen laktosefreie Köstlichkeiten an.
Tipp 7: Kindergarten- und Schulessen
Tipp 7: Kindergarten- und Schulessen
Selbstverständlich müssen Kindergarten und Schule über die Laktoseintoleranz des Kindes informiert werden. In vielen Fällen ist laktosefreies Essen möglich. Da Nahrungsunverträglichkeiten wie Laktoseintoleranz oder Zöliakie bei Kindern heute keine Seltenheit mehr sind, haben sich viele Schulkantinen auf die unterschiedlichen Ernährungsbedürfnisse eingestellt. Falls nicht, müssen Sie Ihrem Kind die Mahlzeiten selbst mitgeben.
Tipp 8: Laktase-Tabletten
Tipp 8: Laktase-Tabletten
Ihr Kind besucht nach der Schule Freunde, ist auf einem Geburtstag eingeladen oder fährt auf Schikurs? Vor jedem Ausflug oder jeder Verabredung laktosefreies Essen zu organisieren, kann anstrengend sein. Für „Not- und Sündenfälle“ gibt es Laktase-Tabletten. Sie werden zusammen mit der Milchmahlzeit eingenommen und ermöglichen wie die natürlich produzierten Enzyme die Verdauung von Laktose. Wie viele Laktase-Tabletten ein Kind pro Tag einnehmen kann, hängt vom Präparat und Alter des Kindes ab. In Ihrer Kinderarztpraxis erhalten Sie dazu detaillierte Informationen.
Fazit: Eine Laktoseintoleranz ist im Alltag vergleichsweise leicht zu handhaben und an sich nicht gesundheitsschädlich. Bleibt eine Laktoseintoleranz bei Kindern allerdings unbehandelt, kann die Lebensqualität darunter leiden. Daher sollten Sie bei einem Verdacht auf Milchzuckerunverträglichkeit unbedingt medizinische Beratung einholen.