Verstopfungen und Blähungen bei Babys
Euer Baby müht sich allabendlich mit schmerzhaften Blähungen ab und tut dies mit lautem Weinen kund? Damit seid ihr nicht allein! Tipps und Tricks für den Umgang mit Babys Bauchweh.

dm drogerie markt
Lesedauer 6 Min.
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16.2.2024

Bauchweh und Blähungen sind bei Babys normal und vor allem in den ersten Monaten sehr häufig. Der noch unbesiedelte Verdauungstrakt muss sich erst daran gewöhnen, selbst Nahrung zu verarbeiten und auszuscheiden. Dies ist eine herausfordernde Aufgabe, welche den kleinen Körper ganz schön mitnehmen kann. Und man möchte in diesem Fall nur eines: dem Baby helfen.
Erste Hilfe bei Bauchweh und Blähungen
Was tatsächlich meist Linderung verschafft: das Baby im Fliegergriff tragen oder ins Tragetuch bzw. die Babytrage binden. Der sanfte Druck sowie die Körpernähe und -wärme beruhigen das Baby und mildern sein Bauchweh. Auch ein lauwarmes Kirschkernkissen aufzulegen, kann helfen.
Wenn sich das Baby lieber bewegen möchte, ist es hilfreich, es auszuziehen und wenn möglich unter einer Wärmelampe nackt strampeln zu lassen. Vielen Kindern fällt es so leichter, Stuhl oder Winde abzusetzen. Auch ist es möglich, das Baby in hockender, abgestützter Position über ein Töpfchen oder eine Wickelunterlage zu halten. Diese Haltung erleichtert ebenso die Ausscheidung und entlastet die gespannte Bauchdecke.
Eine sanfte Bauchmassage im Uhrzeigersinn, z.B. mit Fenchel-Kümmel-Öl, löst so manche Koliken auf. Aber seid nicht enttäuscht, wenn euer Baby die Massage ablehnt. Viele Babys sind einfach zu aufgebracht, um empfänglich für eine Massage zu sein. Achtet auf die Reaktion und vertraut auf euer Gefühl.
Versucht das Baby stets über die Seite hochzunehmen. Ja wirklich, die Art, wie wir ein Kind aufnehmen, hat Einfluss auf dessen Verdauung. Bei jeder Kopfüberstreckung, wie sie beim Hochnehmen aus Rückenlage oftmals vorkommt, kann es zu Verspannungen der Halswirbelsäule kommen. Und diese Verspannungen haben Einfluss auf den Nerv, der in unmittelbarer Verbindung zum Verdauungstrakt steht.
Stillen ist nicht die Ursache für Babys Bauchweh
Nicht sinnvoll, um Bauchweh vorzubeugen, finde ich Empfehlungen zur vermeintlichen „Optimierung“ des Stillvorgangs, wie man sie manchmal hört. Manchmal wird empfohlen, die Stillintervalle auf drei Stunden zu erhöhen oder die Mutter in ihrer Ernährung einzuschränken. Dagegen ist zu sagen: Es bedeutet schlicht Stress für das Kind, wenn es nicht „nach Bedarf“ gestillt wird. Man sollte das Baby also immer dann stillen, wenn es das möchte. Stillen beruhigt, gibt Nähe, wirkt schmerzlindernd – eigentlich genau, was Bauchweh-Kinder brauchen! Außerdem ist es einfach nicht richtig, die Mutter selbst für das Bauchweh ihres Kindes verantwortlich zu machen – aber genau das tun wir, wenn wir sagen, es läge an ihrer blähenden Ernährung. Dagegen spricht: Auch mit Säuglingsanfangsnahrung ernährte Kinder haben Bauchschmerzen! Alle Babys haben eine gewisse Zeit lang mit der Umstellung auf die eigene Verdauung und Ausscheidung zu tun und bei manchen verläuft das problemloser als bei anderen.
Die einzige Maßnahme, die ich hinsichtlich Bauchschmerzen und Stillen empfehlen würde, ist das Kind aufstoßen zu lassen – sofern es nach dem Stillen nicht eingeschlafen ist.
Und wenn dies alles nicht hilft?
Seid einfach da. Es gibt kein Patentrezept. Lasst euch bitte nicht verunsichern, wenn eure Bemühungen Babys Bauchweh nicht lindern können! Vielleicht könnt ihr euch an Situationen erinnern, in denen es euch geholfen hat, einem Schmerz oder Leid Ausdruck zu verleihen? Die einzige Möglichkeit, wie Babys das tun können, ist das Weinen. Es ist nicht unsere Aufgabe, diesen Ausdruck „abzustellen“. Aber wir können dem Baby beistehen, ihm zuhören, für das Baby da sein.
Manchmal meinen wir auch nur, es handle sich um Bauchschmerzen. Doch in Wahrheit findet das Weinen seine Ursache in Schlafdefizit oder Überreizung. Durch das Schreien schluckt das Baby Luft und Bauchschmerzen können die Folge sein. Auch in diesem Fall macht ihr sicher alles richtig, wenn ihr einfach nur da seid, das Kind von Reizen abschirmt (zum Beispiel in der Trage) und tagsüber für ausreichende Schläfchen sorgt. Die Trage schützt nicht nur vor einer lauten Umwelt, sie ist in den ersten Monaten meist auch eine zuverlässige Einschlaf-Hilfe.
Was, wenn sich zu den Blähungen auch noch Durchfall oder Verstopfung gesellt?
Bei voll gestillten Kindern ist auch sehr flüssiger Stuhl oder bis zu 14 (!) Tage kein Stuhl kein Grund zur Sorge! Auch bei schaumigem oder grünem Stuhl besteht kein Handlungsbedarf. Dies bedeutet lediglich, dass sehr viel Milch da ist, oder, dass die beiden Brustseiten zu schnell gewechselt werden.
Anders bei Babys, die mit Säuglingsanfangsmilch ernährt werden – hier ist täglicher, etwas festerer, senffarbiger Stuhl zu erwarten.
Wenn sich zu Bauchweh und Blähungen jedoch Blut im Stuhl gesellt, das Kind eventuell nur langsam zunimmt oder sich zudem ein Hautausschlag im Gesicht und Windelbereich zeigt, ist es ratsam, die Kinderärztin oder den Kinderarzt aufzusuchen. In diesem Fall könnte eine Kuhmilcheiweißallergie vorliegen. Auch voll gestillte Kinder sind davon betroffen, da die Eiweiße der Kuhmilch in die Muttermilch übergehen. Eine Kuhmilcheiweißallergie tritt in den unterschiedlichsten Ausprägungen auf und ist deshalb nicht immer eindeutig zu diagnostizieren. Besteht der Verdacht, gibt der Verzicht auf Kuhmilchprodukte für zwei bis drei Wochen Aufschluss.
Auch bei stark übelriechendem Stuhl voll gestillter Säuglinge ist ein Termin bei der Kinderärztin/dem Kinderarzt richtig, da dies einen Hinweis auf eine Infektion darstellt.
Seid euch bewusst: Die Zeit arbeitet für euch. Die Bauchweh-Phase geht vorüber. Ich wünsche euch viel Kraft für diese emotionale, aufregende und anstrengende Anfangszeit!
Lisa-Maria Rebhandl
ist Hebamme, redaktionelles Mitglied der österreichischen Hebammenzeitung und derzeit in Karenz mit Tochter Frieda.
„Unerlässliche Voraussetzung der Hebammenarbeit ist, die einzelnen Familien in ihrer Individualität zu sehen sowie der Physiologie freien Lauf zu lassen."
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