Aktivkohle: Gesundheit und Körperpflege
Reinigende Gesichtsmasken, Zahnpasta und Körperpflegeprodukte in Tiefschwarz? Dieser Widerspruch entsteht durch einen besonderen Inhaltsstoff: Aktivkohle oder Charcoal. Doch selbstverständlich ist die ungewöhnliche Farbgebung nicht der Grund, aus dem Kohle in Kosmetik zum Einsatz kommt. Hier erfahren Sie, welche positiven Eigenschaften Aktivkohle hat, wie aktivierte Kohle medizinisch und kosmetisch eingesetzt wird und was Sie über deren Wirkung und Nebenwirkungen wissen sollten.
dm drogerie markt
Lesedauer 6 Min.
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27.2.2024
Was ist Aktivkohle?
Aktivkohle ist durch ein spezielles Verkohlungs- und Aktivierungsverfahren gewonnene Kohle, die sich aus Kohlenstoff und Kohlenstoffverbindungen zusammensetzt. Die Besonderheit ist ihre Fähigkeit zur Adsorption: Feinste Poren und Kanäle verleihen der „aktivierten Kohle“ eine hochporöse Struktur, die an einen Schwamm erinnert. Dadurch entsteht eine riesige Oberfläche: Pro „auseinandergefaltetem“ Gramm Aktivkohle wären bis zu 1 300 Quadratmeter abgedeckt.
Woraus wird Aktivkohle gewonnen?
Aktivierte Kohle wird mittels Verkohlung von mineralischen, petrochemischen oder pflanzlichen Ausgangsmaterialien wie Holz, Nussschalen oder Bambus hergestellt. Für Anwendungen in Medizin und Kosmetik kommt in der Regel organisches Material wie Kokosnussschalen zum Einsatz. Dieses wird zunächst einer Behandlung mit sehr heißem Dampf unterzogen. Weitere aufwendige Arbeitsschritte sorgen dafür, dass sich Reststoffe und Restfeuchtigkeit verflüchtigen und noch mehr Poren entstehen. Diese chemischen Prozesse bei der Herstellung von Aktivkohle nehmen mehrere Stunden in Anspruch.
Ist Aktivkohle medizinische Kohle?
Medizinische Kohle ist stets Aktivkohle, aber nicht jede Aktivkohle eignet sich qualitativ ohne Weiteres für medizinische Anwendungen. Medizinische Aktivkohle wird immer durch Verkohlung von organischem Material erzeugt. Varianten für andere Anwendungen können auch aus Braun- oder Steinkohle oder sogar Kunststoff gewonnen werden.
Aktivkohle: Verwendung
Aktivkohle wird vorrangig als Adsorptionsmittel benötigt, also als Stoff, der andere Stoffe an seine Oberfläche bindet. Aufgrund der oben beschriebenen Schwammstruktur wirkt Aktivkohle als Filter. Sie kann Stoffe in sich aufnehmen und abtransportieren. Da Aktivkohle auf diese Weise sehr effektiv äußerst feine Schadstoffe binden kann, wird sie häufig als mechanisches Reinigungs- und Filtermedium verarbeitet, zum Beispiel bei Luftreinigern, Wasserfiltern oder Dunstabzugshauben. Weitere wichtige Einsatzbereiche für Aktivkohle sind neben pflegender Kosmetik medizinische Anwendungen.
Wie wirkt Aktivkohle?
Aktivkohle zählt als medizinischer Wirkstoff zur Gruppe der Adsorbenzien, zu denen auch Tonerde oder Kaolin gehören. Dabei handelt es sich um Substanzen, die gelöste beziehungsweise gasförmige Stoffe aufgrund einer großen Oberflächenstruktur oder chemischer Bindungsstellen erfassen können. Aktivkohle wird medizinisch für Entgiftungsprozesse eingesetzt, beispielsweise bei Vergiftungen oder bei Durchfallerkrankungen.
Was macht Aktivkohle im Darm?
Aktivkohle ist unverdaulich. Daher kann sie beim Durchlaufen des Magen-Darm-Traktes durch ihre typische schwammartige Oberfläche Schadstoffe, Toxine, Flüssigkeit und teils Gase ausfiltern. Schadstoffe werden auf diese Weise nicht vom Organismus absorbiert, sondern ausgeschieden.
Hat Aktivkohle Nebenwirkungen?
Als Medizinstoff sollte Aktivkohle stets nur punktuell und kurzfristig eingenommen werden. Bei übermäßiger Anwendung oder Überdosierung drohen anderenfalls Erbrechen, Übelkeit und Verstopfung bis hin zum Darmverschluss. Bei langfristiger Einnahme könnte es außerdem zur Mangelversorgung mit Vitaminen und Spurenelementen kommen, da auch diese im Verdauungsvorgang gebunden und abtransportiert werden.
Aktivkohle – gut für den Körper?
Medizinische Aktivkohle ist ein bewährtes Mittel bei akuten Beschwerden – dazu unten Näheres. Allerdings ist die Einnahme nur bei Bedarf angeraten, keinesfalls zur Vorsorge. Auch bei Erkrankungen mit Fieber ist von Aktivkohle abzuraten. Äußerlich angewendet, erhöht Aktivkohle die Reinigungskraft von Pflegekosmetik, was besonders bei fettiger Haut vorteilhaft ist. Wichtig zu wissen: Nicht bei jedem Menschen wirkt Aktivkohle gleich stark und gut.
Wann keine Aktivkohle einnehmen?
Vorsicht geboten ist bei der zeitgleichen Einnahme von Medikamenten und Aktivkohle, da diese deren erwünschte Wirkung beeinträchtigen kann. Wichtig zu beachten ist das auch bei der Verwendung von Hormonpräparaten zur Empfängnisverhütung („Pille“). Ebenso darf Aktivkohle nicht zur Entgiftung von ätzenden Substanzen angewendet werden.
Welche Produkte enthalten Aktivkohle?
Aktivkohletabletten gehören in jede Hausapotheke. Zwischenzeitlich wird die Substanz jedoch auch anderweitig verwendet. Lebensmittel wie Smoothies, Kaugummi oder Burgerbrötchen sind dabei ein Nebenschauplatz: Beim „Black Food“ sorgt die ungewöhnliche Farbe lediglich für einen optischen Kick. Funktional eingesetzt wird Aktivkohle hingegen in Pflegeprodukten, worin sie Unreinheiten und Schmutzpartikel beseitigen soll. Neben fertigen Rezepturen gibt es die Kohle als Pulver, Kapseln oder Tabletten. Damit können Sie Peelings, Spülungen und Co. zubereiten.
Medizinische Anwendung von Aktivkohle
Die wichtigste Verwendung des Stoffes ist, wie oben erläutert, nach wie vor die als Arzneimittel. Aktivkohle
- lindert Blähungen durch Absorption von Gasen im Magen-Darm-Trakt,
- mildert Durchfall durch Bindung von Wasser und gegebenenfalls Bakterien und Toxinen,
- dient der Behandlung von Vergiftungen und Überdosierungen durch Bindung von Medikamenten im Magen-Darm-Trakt, bevor diese in den Blutkreislauf übergehen. Achtung: Vor einer Medikation in einem Vergiftungsfall muss immer ärztliche Rücksprache gehalten werden, da dabei komplexe Dosierungsvorgaben einzuhalten sind.
Gesichtspflege: Aktivkohle bei unreiner Haut
Bei äußerlicher Anwendung zeigt sich Aktivkohle aufgrund ihrer Eigenschaften als vielseitig einsetzbare Substanz. Ideal ist sie insbesondere bei Produkten zur Klärung von öliger oder zu Unreinheiten neigender Haut. Dank ihrer schwammigen Struktur bindet sie Talg und überschüssiges Fett. Sie kann die Haut somit von Ölen, Schmutz und Bakterien befreien, Pickel und Mitesser mindern und das Hautbild deutlich verbessern. Unter den Produkten gegen unreine Haut finden Sie beispielsweise Artikel wie:
- Peel-off-Masken
- Reinigungsstrips (Nose strips)
Duschgel & Co. mit Aktivkohle-Zusatz
Zudem sind Erzeugnisse zur Körperreinigung mit aktivierter Kohle verfügbar. Darin soll die Schwammstruktur ebenfalls Verschmutzungen oder hartnäckige Rückstände von Stylingprodukten von Haut und Haaren lösen, binden und abtransportieren. Eine Kombination von pflegenden Inhaltsstoffen mit den entgiftenden und bindenden Effekten der Aktivkohle verleiht diesen Produkten intensive Reinigungswirkung. Shampoo mit Aktivkohle ist speziell bei Schuppen geeignet. Zu den Körperpflegeprodukten mit Aktivkohle zählen:
- Waschgels
- Körperpeelings
- Seifen
Ende der Auflistung
Aktivkohle für weiße Zähne
Auch als Wirkstoff für die Zahnpflege punktet Aktivkohle mit seiner Bindewirkung, die sich nicht nur auf Verschmutzungen, sondern auch auf Kariesbakterien erstreckt. Im Handel sind sowohl Zahncremen als auch Zahnbürsten mit Charcoal-Zusatz erhältlich. Beides entfernt Verfärbungen, wie sie Kaffee oder Tee auf Zähnen erzeugen. Der Reinigungeffekt basiert weniger auf mechanischer Reibung denn auf Adsorption.
Was beachten bei Aktivkohle-Zahnpasta?
Aufgrund der starken Wirkung des Kohlenstoffs sollten Sie eine solche Zahnpflege nur ab und zu und im Wechsel mit fluoridhaltigen Zahncremen verwenden, um die Zähne zu schonen. Tipp: Bei Verwendung von aktivkohlehaltiger Zahncreme oder Pflegekosmetik jeglicher Art sollten Sie dunkle Handtücher und Waschlappen verwenden. Helle Stoffe könnten unter schwarzen Rückständen ergrauen.