Histaminallergie bei Frauen
Sie trinken ein Glas Rotwein oder gönnen sich eine Salamipizza, und plötzlich bilden sich Quaddeln auf der Haut, die Nase läuft oder ein Migräneschub überkommt Sie? Dahinter verbirgt sich möglicherweise die Histaminunverträglichkeit, von der europaweit etwa ein bis zwei Prozent der Bevölkerung betroffen sind. Histaminintoleranz bei Frauen kommt deutlich häufiger vor als bei Männern – lesen Sie hier, was es damit auf sich hat.

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Lesedauer 6 Min.
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4.6.2025

Histamin: Definition
Histamin ist ein körpereigenes Hormon, das aus der Aminosäure Histidin gebildet wird. Es findet sich vornehmlich im Gewebe im Zwischenhirn, in Haut, Magen, Darm und Lunge. Histamin bewirkt unter anderem die Erweiterung von Blutgefäßen und spielt eine Rolle bei Entzündungsprozessen und der Produktion von Magensäure. Außerdem fungiert es im Gehirn als Nervenbotenstoff, zum Beispiel zur Steuerung des Schlaf- und Wachrhythmus und der Abwehr körperfremder Stoffe.
Histamin in Lebensmitteln
Nicht nur im eigenen Körper ist Histamin enthalten. Auch in Lebensmitteln steckt das Hormon, besonders in solchen, die gereift, eingelegt oder geräuchert sind oder einen Gärungsprozess durchlaufen haben. Ihr Verzehr führt entsprechend zu einer Erhöhung des Histaminspiegels und im Fall einer Unverträglichkeit zu Beschwerden. Histaminhaltige Lebensmittel sind zum Beispiel:
gereifter Käse (alter Gouda, Parmesan, Schimmelkäse)
Sauerkraut und eingelegtes Gemüse
Sojasoße
Rotwein
Schinken und Dauerwürste wie Salami
Hülsenfrüchte und Erdnüsse
Fischkonserven
Schokolade und Kakao
Backwaren mit Hefe und Hefebiere
bestimmte Obstsorten (Erdbeeren, Himbeeren, Zitrusfrüchte, Kiwi)
einige Gemüsesorten (Tomaten, Melanzani)
Was triggert Histamin?
Noch mehr Faktoren regen die Ausschüttung von Histamin im Körper an. Hierzu gehören der Konsum alkoholischer oder koffeinhaltiger Getränke, bestimmte Medikamente (darunter Psychopharmaka, Antibiotika und Blutdrucksenker), Allergien und Entzündungen. Die Mechanismen, die hierbei wirken, sind wissenschaftlich noch nicht im Detail geklärt. Verkürzt lässt sich sagen, dass durch diese Substanzen und Prozesse die Mastzellen (körpereigene Abwehrzellen, in denen Histamin gespeichert ist) zur Freisetzung des Hormons stimuliert werden.
Was ist Histaminintoleranz bei Frauen?
Von einer Histaminintoleranz spricht man, wenn der Abbau von Histamin im Körper gestört ist und dadurch zu viel davon in den Blutkreislauf gelangt. Ursache dafür ist, dass die für die Verarbeitung von Histamin verantwortlichen Enzyme Diaminoxidase (DAO) und Histamin-N-Merthyltransferase nicht oder nicht ausreichend funktionieren. Steigt der Histaminpegel infolgedessen über einen gewissen individuellen Grenzwert, können die Symptome einer Histaminunverträglichkeit auftreten.
Wie entsteht DAO-Mangel?
Diaminoxidase ist ein Verdauungsenzym, das in der Darmschleimhaut gebildet wird und dafür sorgt, dass überschüssiges Histamin verdaut wird. Die Produktion des Enzyms wird allerdings häufig durch einen zu hohen Östrogenspiegel beeinträchtigt. Weitere Faktoren können entzündliche Darmerkrankungen oder Vererbung sein. Auch Glutenunverträglichkeit ruft eventuell einen Mangel an DAO hervor.
Ist Histaminintoleranz eine Allergie?
Auch wenn einige Symptome ähnlich aussehen, handelt es sich bei der Histaminintoleranz um eine Unverträglichkeit, nicht um allergische Reaktionen. Der zuweilen verwendete Begriff „Histamin-Allergie“ ist daher irreführend. Der entscheidende Unterschied: Bei der Histaminintoleranz liegt keine Überempfindlichkeit gegen ein Allergen, sondern eine Beeinträchtigung körpereigener Enzyme.
Histaminintoleranz bei Frauen: Anzeichen
Wie kann man selbst feststellen, dass eine Histaminintoleranz vorliegt? Die Diagnose ist schwierig: Da die Histamin-Rezeptoren im ganzen Körper verteilt sind, sind die Symptome so unspezifisch, dass sie für die Abgrenzung gegenüber anderen möglichen Auslösern nicht ausreichen.
Die Unverträglichkeit kann sich bei Betroffenen in sehr unterschiedlichen Beschwerden äußern. Üblicherweise treten die Effekte zeitnah nach dem Verzehr histaminhaltiger Nahrung auf:
Hautreaktionen (Quaddeln, Nesselsucht, Juckreiz, Hautrötungen)
Magen-Darm-Beschwerden (Blähungen, Bauchschmerzen, Krämpfe, Verstopfung, Völlegefühl)
Auswirkungen aufs Gehirn (Migräne, Schwindel, Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten)
Herz-Kreislauf-Beschwerden (Herzrasen, Herzklopfen, Herzrhythmusstörungen, niedriger Blutdruck)
Atembeschwerden (Nase rinnt oder ist verstopft, Asthma, Atemnot)
Histaminunverträglichkeit und weibliche Hormone
Neben den genannten Symptomen ist Histaminintoleranz bei Frauen mit dem Hormonhaushalt verbunden. Auch hier sind die Zusammenhänge noch nicht restlos geklärt. Fest steht, dass die Eierstöcke und die Gebärmutter zu den Organen gehören, die Histamin produzieren. Wahrscheinlich besteht auch ein Zusammenhang mit dem Geschlechtshormon Östrogen.
Histaminintoleranz: bei Frauen verbreiteter?
Tatsächlich ist unter den Betroffenen die Histaminintoleranz bei Frauen überproportional vertreten. Sie liegt bei etwa 80 Prozent. Das lässt sich damit erklären, dass die weiblichen Geschlechtshormone stark auf die Histaminfreisetzung und die entsprechenden Rezeptoren einwirken und durch die Histaminproduktion in den inneren Geschlechtsorganen zusätzliches Histamin produziert wird.
Ist Histaminintoleranz bei Frauen zyklusabhängig?
Die Histaminunverträglichkeit kann sowohl im Verlauf des Zyklus als auch abhängig vom Lebensalter mehr oder weniger ausgeprägt auftreten. Verantwortlich für diese wechselnde Empfindlichkeit sind die hormonellen Schwankungen während des Menstruationszyklus, aber auch in Zeiten bedeutender hormoneller Umbrüche wie den Wechseljahren oder bei Schwangerschaft.
Gut zu wissen: Während der Schwangerschaft kommt es oft zu einem sprunghaften Anstieg der Diaminoxidase-Ausschüttung. Das kann dazu führen, dass sich die Symptome einer Histaminunverträglichkeit schlagartig verringern oder vorläufig verschwinden.
Ist Histaminintoleranz bei Frauen heilbar?
Wie bekommt man Histamin aus dem Körper? Die Histaminintoleranz bei Frauen lässt sich leider nicht gezielt behandeln. Es gibt keine Therapien, um die Beschwerden zu kurieren oder zurückzubilden. Sie können allerdings versuchen, die Symptome zu lindern, indem Sie histaminhaltige Lebensmittel weitestmöglich aus Ihrem Speiseplan verbannen.
Medikamente gegen Histaminintoleranz bei Frauen?
Wenn in Ihrem Fall das Diaminoxidase-Enzym für den unzureichenden Histamin-Abbau verantwortlich sein sollte, können Sie Nahrungsergänzungsmittel und Präparate mit DAO-Zusatz ausprobieren. Werden diese vor Mahlzeiten eingenommen, wird das Histamin im Dünndarm verdaut. Bei akuten Beschwerden können Antihistaminika als Erste Hilfe Linderung verschaffen. Diese Medikamente blockieren die Rezeptoren, an welchen der Botenstoff andockt und Reize auslöst. Bei starken Beschwerden sprechen Sie immer vorher mit einem Arzt, um die beste Vorgehensweise für Ihre Beschwerden zu ermitteln.
Welches Vitamin senkt Histamin?
Für die Funktionstüchtigkeit der Enzyme ist ein gut mit Mineralstoffen und Vitaminen versorgter Organismus erforderlich. Wenn Sie speziell die Histamin abbauenden Enzyme unterstützen möchten, achten Sie auf eine ausreichende Zufuhr von Vitamin B6 (etwa mit Geflügel, fettem Fisch, Erdäpfeln, Milchprodukten, Nüssen) und Vitamin K (in vielen grünen Gemüsesorten und Eigelb). Vitamin C soll ebenfalls zur Senkung des Histaminspiegels beitragen und das Spurenelement Zink (etwa in Samen und Kernen) sollte in ausreichender Menge bereitgestellt werden.
Bei Histaminintoleranz bei Frauen führt der enge Zusammenhang zwischen den weiblichen Geschlechtshormonen und dem Gewebehormon zu Schwankungen in der Ausprägung der Symptome. Mit einer bewussten Ernährungsplanung und Vermeidung von Histamin-Triggern lassen sich die Beschwerden gut in den Griff bekommen.