Die Zunge: Pflege & Funktionen
Ohne unsere Zunge würden wir viele wichtige Fähigkeiten wie das Schmecken und Sprechen verlieren. Das lässt bereits erahnen, wie wichtig das Organ für unseren Körper ist. Störungen und Erkrankungen betreffen oft nicht nur die Zunge selbst – was eine passende Mundhygiene mit Zungenpflege so unverzichtbar macht.

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15.7.2025

Die Zunge ist ein äußerst praktisches und vielseitiges Organ, welches sich ganz nebenbei zur Kommunikation ohne Worte einsetzen lässt – zum Beispiel, wenn wir jemandem die Zunge herausstrecken. Ihre Hauptaufgaben liegen aber woanders: Beim Schmecken, Sprechen, Essen und Tasten. Dank der Geschmacksknospen kann die Zunge uns sogar vor Vergiftungen bewahren.
Anatomie der Zunge
Die Zunge zählt zu den vielseitigsten Organen in unserem Körper. Damit sie all ihre Aufgaben erfüllen kann, muss sie sehr beweglich sein, gut geschützt werden und mit vielen Nerven verbunden sein.
Aufbau der Zunge
Ganz einfach betrachtet ist die Zunge ein großer, von Schleimhaut überzogener Muskel. Der hintere Bereich des Zungenkörpers und das Zungenbändchen an der Zungenunterseite sind fest mit dem Mundboden verwachsen. Diese Stelle wird als Zungenwurzel oder Zungengrund bezeichnet.
Oben auf dem Zungenkörper befindet sich der sogenannte Zungenrücken mit der mittig verlaufenden Zungenrinne. Ganz vorne befindet sich die empfindliche Zungenspitze.
Muskeln und Zungenwurzel
Die Zunge ist kein einzelner Muskel, sondern ein komplexes Gefüge aus ganz vielen unterschiedlichen Muskelsträngen. Sie verlaufen quer, längs und vertikal, was für die extreme Beweglichkeit des Zungenkörpers verantwortlich ist. Schon probiert? Beim Face-Yoga kommt sogar die Zunge in Bewegung!
Über die Zungenwurzel ist das Organ mit den nötigen Blutgefäßen und Nerven verbunden. Diese Nervenverbindungen sind wichtig, damit die Zunge ihre umfassenden Aufgaben übernehmen und uns über die vielen unterschiedlichen Rezeptoren mit Informationen versorgen kann.
Papillen auf dem Zungenrücken
Der Zungenrücken fühlt sich rau an. Das erlaubt uns nicht nur, mit der Zunge Nahrung zu halten und beim Essen zu kontrollieren, sondern gibt uns auch Informationen über die Struktur der Lebensmittel im Mund. Verantwortlich für die raue Struktur sind die Papillen.
Während die mechanischen Papillen direkt mit der Zungenmuskulatur verbunden sind und fürs Tasten eine wichtige Rolle spielen, ermöglichen uns die Geschmackspapillen das Schmecken. Die auch gerne als Geschmacksknospen bezeichneten Strukturen enthalten wie Blumenblätter angeordnete Sinneszellen.
Funktionen der Zunge
Die Zunge ist ein echter Held des Alltags: Egal, was wir mit dem Mund tun – die Zunge ist immer mittendrin und voll dabei. Ihre Aufgaben und Funktionen sind dabei erstaunlich vielfältig.
Schmecken
Schmecken
Die Sinneszellen der Geschmacksknospen erkennen bestimmte Stoffe in unseren Lebensmitteln und leiten diese Information an das Gehirn weiter. Gemeinsam mit der Nase wird aus Geschmack und Geruch das, was wir als Aroma wahrnehmen.
Grundsätzlich unterscheidet man momentan fünf Geschmacksrichtungen: Salzig, Süß, Sauer, Bitter und Herzhaft. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diskutieren zurzeit, ob wir auch Fettig schmecken können. Passende Sinneszellen weisen darauf hin. Und was ist mit Scharf? Schärfe ist kein Geschmack, sondern wird über spezialisierte Sinnes- und Schmerzzellen ins Gehirn übermittelt.
Wissenswert: Lange glaubte man, dass mit bestimmten Teilen der Zunge bestimmte Geschmacksrichtungen geschmeckt und erkannt werden. Heute wissen wir, dass die Geschmackskosten gemischt auftreten, aber in konzentrierter Form an der Zungenspitze und an den Seiten des Zungenkörpers. Ganz hinten auf der Zunge schmecken wir Bitter besonders intensiv – vermutlich zum Schutz vor Vergiftungen.
Gut zu wissen: Bei einer Erkältung nimmt die Leistung unserer Geschmackspapillen ab. Nahrung schmeckt anders oder nach gar nichts.
Sprechen
Sprechen
Noch im Mittelalter war das Herausschneiden der Zunge eine Form der Strafe für Lügen, Gotteslästerung und falsches Schwören. Wer so bestraft wurde, war danach nahezu stumm. Ohne Zunge können wir keine Buchstaben und damit auch keine Worte formen. Besonders wichtig fürs Sprechen ist die Zungenspitze. Ist deren Beweglichkeit eingeschränkt oder die Zunge geschwollen, so führt das zu Sprachstörungen.
Tasten
Tasten
Die Zunge ist viel empfindlicher als etwa die Finger, weil sich auf der Oberfläche besonders viele Tastrezeptoren pro Quadratzentimeter befinden. Vor allem Babys und Kleinkinder setzen in der sogenannten oralen Phase die Tastfähigkeit der Zunge ein, um Texturen zu erkunden. Aber auch Erwachsene nutzen die Zunge zum Tasten, zum Beispiel beim Essen: Hat sich eine Gräte oder ein Haar ins Essen verirrt, so wird die Zunge den Fehler bemerken. Wichtig ist der empfindliche Tastsinn der Zunge auch beim Küssen.
Essen & Trinken
Essen & Trinken
Bei der Nahrungsaufnahme übernimmt die Zunge die Funktion eines Transportbandes zur Speiseröhre. Sie schiebt außerdem die Nahrung beim Kauen zu den Zähnen und prüft dabei regelmäßig den Zustand der Nahrung.
Saugen
Saugen
Wenn wir bei geschlossenem Mund die Zunge nach hinten drücken, können wir einen Unterdruck aufbauen – wir saugen. Das ist praktisch bei Strohhalmen, für Babys hingegen sogar überlebenswichtig. Dank dieses Drucks können Sie die Muttermilch aus der Brust oder Milch aus der Flasche saugen.
Immunabwehr
Immunabwehr
Ganz hinten am Ende der Zunge sitzen die Zungenmandeln. Wie unsere anderen Mandeln im Rachen spielen sie eine wichtige Rolle für die Immunabwehr. Sie bekämpfen in den Mund aufgenommene Bakterien und Viren, damit diese gar nicht erst weiter in den Körper vordringen können.
Zunge & Mundhygiene
Die raue Oberfläche des Zungenrückens mit ihren zahlreichen Erhebungen und Geschmacksknospen ist von einer Schleimhaut und im Normalfall von einem dünnen, hellen Belag bedeckt. Es ist ratsam, diesen Belag regelmäßig zu entfernen. Am besten geeignet ist dafür ein Zungenreiniger. Der Belag wird damit von hinten nach vorne von der Zunge geschabt. Das erleichtert dem Körper die natürliche Reinigung der Zungenoberfläche. Wer keinen Zungenreiniger zur Hand hat, kann auch die Zahnbürste oder einen Teelöffel verwenden.
Das gründliche Spülen mit einem Mundwasser zum Abschluss der Zahn- und Mundpflege reinigt auch den Zungengrund und die feinen Erhebungen der Zungenoberfläche. Besonders wichtig ist die Zungenpflege bei einer Neigung zu Mundgeruch.
Erkrankungen der Zunge
Eine gesunde Zunge ist rosa-rot und hat einen dünnen hellen Belag. Zeigen sich aber Verfärbungen wie starke Rötungen oder ein farbiger Belag, so ist das ein Hinweis auf eine Erkrankung. Diese kann die Zunge, den Mund oder gar den ganzen Körper betreffen.
Typische Erkrankungen der Zunge sind virale und bakterielle Infektionen der Schleimhaut mit der Bildung von Rötungen, Entzündungen, Aphthen oder Rissen. Andere Veränderungen der Zunge gelten als Spiegel der allgemeinen Gesundheit und können sogar Indikatoren für viele unterschiedliche Krankheiten sein.
Zunge als Gesundheitsindikator
Ein Blick auf die Zunge kann einen Hinweis auf Erkrankungen oder auch Vergiftungen geben. Ist sie gelb belegt, so könnte eine Pilzinfektion dahinterstecken. Zu Schwellungen kommt es zum Beispiel durch Allergien.
Eine auffällig blasse, glatte Zunge weist auf einen Eisen-Mangel hin, während eine sogenannte Magenta-Zunge im Rahmen eines Vitamin-B12-Mangels auftritt. Bei einigen Antibiotika kann sich nach längerer Einnahme eine schwarze Verfärbung bilden. Gelb oder braun ist der Belag oft bei Leberschwäche oder Leberinsuffizienz. Besonders häufig sieht man im Alltag den für Erkältungen typischen dicken weißlichen Belag.
Wichtig: Verfärbungen und Beläge sollten – besonders wenn sie plötzlich oder stark auftreten – zeitnah ärztlich abgeklärt werden.
Fazit
Die Zunge hat ein wenig extra Aufmerksamkeit verdient. Sie ist unverzichtbar für unseren Alltag und spielt eine entscheidende Rolle beim Essen, Schmecken und Sprechen. Mit der richtigen Zungenpflege und Mundhygiene lassen sich Infektionen im Mundraum reduzieren. Das tut nicht nur der Zunge gut – sondern auch Zähnen und Zahnfleisch.