Das Mikrobiom der Haut: unser unsichtbares Schutzschild
Auf unserer Haut geht es rund! Hier tummeln sich Milliarden und Abermilliarden winzigster Mikroorganismen. Zusammen bilden Sie das Mikrobiom der Haut. Hier kämpfen Bakterien, Viren und Pilze um das Recht zum Überleben. Sind die richtigen Bakterien in der Überzahl, geht es unserer Haut gut. Gerät das Mikrobiom aus dem Gleichgewicht, kann das eine Vielzahl an Haut- und Gesundheitsproblemen mit sich bringen. Klingt spannend? Finden wir auch – daher haben wir das Mikrobiom der Haut genauer unter die Lupe genommen.

dm drogerie markt
Lesedauer 8 Min.
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21.5.2025

Was ist das Mikrobiom der Haut?
Die Haut ist unser größtes Sinnesorgan und unser wichtigstes Schutzschild gegen allerhand Eindringlinge von außen. Sie reguliert unsere Temperatur und unseren Wasser- und Elektrolythaushalt, sie schützt uns bis zu einem gewissen Grad vor UV-Strahlung. Dabei hat sie Unterstützung von Milliarden von winzigen Mikroorganismen: dem sogenannten Mikrobiom.
Dieses Haut-Mikrobiom – ehemals Hautflora genannt – bezeichnet die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die auf der menschlichen Haut leben. Dazu gehören unter anderem Bakterien, Pilze und Viren. Diese Mikroorganismen bilden eine komplexe Gemeinschaft, die in einer symbiotischen Beziehung mit dem Menschen steht. Unser Hautmikrobiom variiert stark je nach Körperregion, Alter, Geschlecht, Umwelt und Lebensstil. Jeder Mensch besitzt eine einzigartige Zusammensetzung seines Hautmikrobioms, ähnlich wie ein genetischer Fingerabdruck. Wir besitzen außerdem noch ein zweites sehr wichtiges Mikrobiom im Inneren: in unserem Darm. Dort ist es ein sehr wichtiger Bestandteil unseres gesamten Immunsystems.
Wie entsteht das Mikrobiom?
Bei unserer Geburt haben wir noch so gut wie kein Mikrobiom auf der Haut. Erst durch den Kontakt mit unserer Mutter werden die ersten Mikroorganismen übertragen. Daher ist Babyhaut auch sehr empfindlich. Die weitere Entwicklung des Mikrobioms hängt von verschiedensten Faktoren wie etwa der Ernährung oder genetischen Bedingungen und Umwelteinflüssen, und auch wie und wo wir aufwachsen, ab. Während unseres Lebens verändert sich unser Mikrobiom immer noch weiter, obwohl es weitgehend stabil bleibt. Ab dem 65. Lebensjahr nehmen die Diversität der Mikroorganismen und damit auch die Anpassungsfähigkeit unseres Mikrobioms schließlich nach und nach ab.
Wofür ist das Mikrobiom der Haut zuständig?
Unser Hautmikrobiom erfüllt zahlreiche wichtige Funktionen, die entscheidend für die Gesundheit der Haut und des gesamten Körpers sind.
- Es schützt vor Krankheitserregern: Das Mikrobiom fungiert als eine erste Verteidigungslinie gegen krankheitserregende Mikroorganismen. Nützliche Mikroben konkurrieren mit schädlichen Keimen um Nährstoffe und Raum, wodurch die Besiedlung durch Krankheitserreger erschwert wird.
- Es stärkt das Immunsystem: Die Mikroorganismen auf der Haut tauschen sich mit dem Immunsystem aus und helfen, eine angemessene Immunantwort zu entwickeln. Sie trainieren das Immunsystem, zwischen harmlosen und gefährlichen Mikroben zu unterscheiden.
- Es hält die Hautschutzbarriere aufrecht: Das Mikrobiom trägt zur Instandhaltung der Hautbarriere bei, indem es die Produktion von Schutzstoffen stimuliert. Eine gesunde Hautschutzbarriere ist entscheidend für den Schutz vor Umweltfaktoren und Feuchtigkeitsverlust.
- Es reguliert Entzündungen: Bestimmte Mikroben als Teil des Mikrobioms produzieren Substanzen, die entzündungshemmende Wirkungen haben und so das Risiko von Entzündungen und Erkrankungen der Haut verringern.
- Es schützt die Haut vor Umweltschadstoffen: Das Mikrobiom kann dazu beitragen, Schadstoffe aus der Umwelt abzubauen oder ihre Wirkung abzuschwächen, wodurch die Haut weniger anfällig für Schäden wird.
- Es unterstützt uns gegen Allergene: Ein ausgewogenes Mikrobiom kann das Risiko allergischer Reaktionen verringern, indem es die Hautbarriere stärkt und das Immunsystem beeinflusst.
- Es schützt uns gegen UV-Strahlung: Einige Hautmikroben produzieren schützende Substanzen, die die Haut vor den schädlichen Auswirkungen der UV-Strahlung schützen können.
Welche Mikroorganismen leben auf der Haut?
Kurz und knapp: Bakterien, Pilze, Viren und Milben. Die größte Gruppe bildet mit Abstand, die der Bakterien.
Zu den am häufigsten vorkommenden Bakterienarten auf der Haut gehören Staphylococcus, Streptococcus, Corynebacterium, Propionibacterium und Lactobacillales. Zu den vorkommenden Pilzarten gehören Hefepilze wie Candida und Malassezia.
Auch wenn Viren viel weniger häufig vorkommen als beispielsweise Bakterien – Arten, wie das humane Papillomavirus (HPV) oder das Herpes-simplex-Virus (HSV) können trotzdem vorhanden sein.
Die winzigen Milben der Gattung Demodex leben in den Haarfollikeln und Talgdrüsen der Haut.
Mikroorganismen im Gleichgewicht: Haut glücklich
Diese Mikroorganismen leben in einem komplexen Gleichgewicht miteinander und mit ihrem Wirt – in diesem Fall uns. Sie tragen zur Hautschutzbarriere bei, indem sie pathogene – also krankheitserregende – Mikroorganismen verdrängen und das Immunsystem stimulieren. Veränderungen im Hautmikrobiom können zu Hauterkrankungen wie Akne, Ekzemen und Infektionen führen, doch dazu gleich mehr.
Was passiert, wenn das Mikrobiom aus dem Gleichgewicht ist?
Ein Ungleichgewicht im Hautmikrobiom, eine sogenannte Dysbiose, kann zu verschiedenen Hautproblemen und anderen Gesundheitsstörungen führen, zum Beispiel:
- Infektionen: Eine gestörte Hautflora kann die Ansiedlung und Vermehrung von Mikroorganismen erleichtern, die uns schaden können, was wiederum zu Hautinfektionen führt.
- Entzündungen und Allergien: Ein Ungleichgewicht im Mikrobiom kann zu einer Überreaktion des Immunsystems und chronischen Entzündungen der Haut führen, was Hauterkrankungen wie beispielsweise Psoriasis, Ekzeme und Rosazea begünstigt. Eine gestörte Hautschutzbarriere aufgrund eines Ungleichgewichts im Mikrobiom, kann zudem allergische Reaktionen begünstigen oder verschlimmern.
- Akne: Ein Ungleichgewicht der Hautmikroben, insbesondere eine Überwucherung von sogenannten Propionibacterium acnes, kann Akneausbrüche verschlimmern.
- Trockene Haut: Ein gestörtes Mikrobiom kann die Hautbarriere schwächen, was zu einem Verlust von Feuchtigkeit und trockener, schuppiger Haut führt.
Hinweis: Wichtig ist auf jedem Fall, dass Entzündungen, Infektionen, verstärkte Allergien, Psoriasis, Ekzeme oder Rosazea fachärztlich abgeklärt werden.
Wie kann ich die Hautflora aufbauen und pflegen? 10 Tipps
Ein paar Tipps, um das Mikrobiom zu schützen und die dabei helfen können, ein gestörtes Hautmikrobiom wieder in Einklang zu bringen:
1) Sanfte Reinigungsmittel für die Haut, am besten pH-neutral!
Verwenden Sie milde, pH-neutrale Reinigungsmittel, die die natürlichen Öle und Mikroorganismen auf der Haut nicht entfernen.
2) Übermäßiges Waschen vermeiden
Zu häufiges Waschen oder Duschen trocknet die Haut aus und kann das natürliche Gleichgewicht der Hautflora stören. Also nicht zu oft und wenn, dann im Anschluss wieder mit einer für Ihren Hauttyp geeigneten Bodylotion oder Bodycreme versorgen!
3) Natürliche Hautpflegeprodukte
Nutzen Sie Hautpflegeprodukte mit natürlichen Inhaltsstoffen, die keine aggressiven Chemikalien oder synthetischen Duftstoffe enthalten.
4) Probiotische Hautpflege nutzen
Probiotika sind lebende Bakterien und Hefen, die gut für die Gesundheit sind, insbesondere für das Verdauungssystem. In der Hautpflege werden sie verwendet, um das Gleichgewicht des Hautmikrobioms zu unterstützen. Dann gibt es noch Präbiotika, das sind nicht lebende Inhaltsstoffe, die das Wachstum und die Aktivität von nützlichen Mikroorganismen fördern. Sie dienen als Nahrung für die guten Bakterien auf der Haut. Zuletzt finden sich noch sogenannte Postbiotika, das sind Stoffwechselprodukte oder Bestandteile von Probiotika, die nach deren Abbau übrigbleiben. Diese können ebenfalls positive Effekte auf die Haut haben.
5) Gesunde und probiotische Ernährung
Eine ausgewogene Ernährung, reich an Obst, Gemüse und Ballaststoffen, kann das allgemeine Mikrobiom des Körpers unterstützen, einschließlich das der Haut. Auch probiotische Lebensmittel können das Mikrobiom stärken, indem Sie einen wichtigen Nährboden für jene Bakterien bilden, von denen wir gerne mehr hätten. Vermeiden Sie zu viel Zucker – denn das kann auch das innere Mikrobiom aus dem Gleichgewicht bringen, was wiederum auch das Hautmikrobiom beeinflussen kann. Probiotische Lebensmittels sind beispielsweise: Naturjoghurt, Kefir und Hartkäse, saure Gurken, Sauerkraut oder fermentierte Gemüse im allgemeinen, Apfelessig oder aus der Asia Küche: Kimchi, Miso, Tempeh oder Kombucha.
6) Feuchtigkeitsspendende Pflege
Halten Sie die Haut gut feucht, um die Barrierefunktion der Haut zu unterstützen, was auch das Mikrobiom schützt. Achten Sie auf eine milde Feuchtigkeitspflege nach dem Duschen oder Waschen.
7) Sonne in Maßen und immer gut geschützt
Schützen Sie Ihre Haut vor übermäßiger Sonneneinstrahlung, da UV-Strahlen das Hautmikrobiom schädigen können. Verwenden Sie einen passenden Sonnenschutz mit UVA- und UVB-Schutzwirkung.
8) Stress im Zaum halten
Chronischer Stress kann das Mikrobiom der Haut beeinflussen. Praktiken wie Meditation, Yoga oder andere Entspannungstechniken können helfen.
9) Atmungsaktive, natürliche Kleidung und Hygiene
Tragen Sie atmungsaktive Kleidung aus natürlichen Materialien und wechseln Sie regelmäßig Bettwäsche und Handtücher.
10) Antibiotikaeinsatz nur in Maßen
Antibiotika helfen uns dabei, Bakterien, die uns schaden, in Schach zu halten. Aber dabei zerstören sie leider auch die Bakterien, die uns eigentlich gesund halten. Daher: weniger ist mehr.