Verhütung für Männer im Vergleich
Verhütung ist längst nicht mehr reine Frauensache. Männer haben inzwischen einige Möglichkeiten zur Hand, um selbst Verantwortung bei diesem wichtigen Thema zu übernehmen und ihre Partnerin zu unterstützen. Hier erfahren Sie, welche Methoden zur Verhütung für Männer infrage kommen und was es dabei hinsichtlich Sicherheit und Nebenwirkungen zu beachten gibt.

dm drogerie markt
Lesedauer 10 Min.
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21.5.2025

Traditionelle Verhütungsmittel für Männer
Lange Zeit gab es für Männer nur zwei wirkungsvolle Verhütungsmethoden: Kondome und die Durchtrennung der Samenleiter (Vasektomie).
Kondome - der flexible Klassiker
Beliebtestes und ältestes Verhütungsmittel für den Mann ist das Kondom, auch Präservativ genannt. Dabei handelt es sich um eine hauchdünne, reißfeste Hülle aus Latex, Polyurethan oder Polyisopren, welche Sie vor dem Geschlechtsverkehr über das erigierte Glied ziehen. Diese Schutzhülle zwischen Penis und Scheide verhindert, dass Spermien in die Vagina gelangen. Sie verringert außerdem die Ansteckungsgefahr mit sexuell übertragbaren Geschlechtskrankheiten (STI) wie
- Chlamydien
- Tripper
- Syphilis
- HIV
Vor- und Nachteile von Kondomen
Mit Kondomen haben Sie ein gesundheitlich unbedenkliches, äußerst flexibles Verhütungsmittel zur Hand. Mit etwas Übung schnell und unkompliziert anzuwenden.
Ein möglicher Nachteil bei dieser Verhütung ist, dass das Gefühl des fehlenden Hautkontaktes als störend empfunden wird. Manche Paare fühlen sich dadurch in ihrem Liebesspiel gestört. Dies wird jedoch individuell unterschiedlich wahrgenommen. Außerdem kann sich der Schutz durch Anwendungsfehler verringern.
So wenden Sie das Kondom richtig an
So wenden Sie das Kondom richtig an
Mit einem Kondom zu verhüten, erfordert etwas Übung. Sitzen die Handgriffe, ist es schnell und einfach angelegt. Am besten testen Sie den Gebrauch in Ruhe, bevor es ernst wird:
- Packen Sie das Kondom vorsichtig aus, damit Sie es nicht versehentlich mit Ihren Fingernägeln oder anderen spitzen Gegenständen beschädigen.
- Drücken Sie vor dem Gebrauch die Luft aus dem Reservoir an der Spitze.
- Schieben Sie die Vorhaut zurück und setzen Sie das Kondom mit der Rolle nach außen auf den erigierten Penis auf.
- Rollen Sie das Präservativ vollständig ab.
- Halten Sie es nach dem Sex beim Herausziehen des Penis am Schaft fest, damit es nicht abrutscht.
- Entfernen Sie das Kondom nach dem Sex, bevor Ihre Erektion nachlässt.
- Verknoten Sie das Präservativ und werfen Sie es in den Mülleimer.
Vasektomie – zuverlässiger Schutz mit einschneidender Wirkung
Wer auf Nummer sicher gehen will, entscheidet sich für die chirurgische Sterilisation oder Vasektomie. Bei diesem ambulanten Eingriff mit örtlicher Betäubung werden Ihre Samenleiter durchtrennt und die losen Enden verschlossen. Auf diese Weise gelangen keine Spermien in die Samenflüssigkeit.
Vor- und Nachteile der Vasektomie
Die Vasektomie ist die zuverlässigste Verhütung für Männer. Zudem hat dieser Eingriff keine Auswirkungen auf dein Lustempfinden (Libido), die Erektion des Penis sowie Orgasmus und Ejakulat.
Die Sterilisation lässt sich in vielen Fällen wieder rückgängig machen und die Fruchtbarkeit wiederherstellen (Refertilisierung). Dazu ist allerdings ein erneuter operativer Eingriff notwendig. Die Chancen, wieder voll zeugungsfähig zu werden, sinken, je länger die Vasektomie zurückliegt. Nach 10 bis 15 Jahren liegt die Fruchtbarkeit nur noch bei rund 70 Prozent. Daher sollten Sie diese Verhütungsmethode nur in Betracht ziehen, wenn langfristig kein Kinderwunsch mehr besteht.
Moderne Verhütungsmethoden, die Man(n) nutzen kann
Inzwischen sind Forschung und Entwicklung bei der Verhütung für Männer weiter vorangeschritten. Neben den oben genannten Varianten stehen Ihnen inzwischen einige weitere interessante Alternativen in Form von Hormontherapie, Wärmeanwendung oder der Verschluss des Samenleiters mit Gel zur Verfügung.
„Die Pille“ für den Mann
Warum gibt es eigentlich keine hormonelle Verhütung für den Mann? Diese Fragen stellen sich vor allem Frauen, die sich mit dem Thema alleingelassen fühlen. Aber auch viele Männer suchen nach Alternativen zu Kondom und Sterilisation und würden eine Antibabypille durchaus in Betracht ziehen.
Die Forschung beschäftigt sich schon seit mehreren Jahrzehnten intensiv mit diesem Thema. Doch während die Hormon-Pille bei Frauen den monatlichen Eisprung unterdrückt, müsste sie beim Mann die Bildung von Spermien unterbinden. Wenn sich nur noch rund eine Million oder weniger Spermien im Ejakulat befinden, wird die Befruchtung sehr unwahrscheinlich. Eine andere Möglichkeit sieht vor, die Beweglichkeit der männlichen Samenzellen so herabzusetzen, dass sie gar nicht bis zur Eizelle schwimmen können.
Entsprechende Hormonprodukte wurden den Probanden als Stäbchen unter die Haut implantiert oder als Mittel injiziert. Positive Studienergebnisse liegen bereits vor. Interessant ist unter anderem eine große internationale Studie zu Hormoninjektionen unter der Leitung der Uniklinik Münster, die 2008 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gestartet wurde. Das Ergebnis war ein voller Erfolg, die Produkte waren ebenso wirksam wie die Antibabypille.
Wie bei Frauen traten jedoch durch die hormonellen Veränderungen bei 10 Prozent der Teilnehmer Nebenwirkungen auf, die sich negativ auf Gesundheit und Wohlbefinden auswirkten. Dazu gehören:
- erhöhte Thromboseneigung
- Gewichtszunahme
- Libidoverlust
- Depressive Stimmungen
- Nachtschweiß
Die Forscherteams nahmen an, dass Männer diese Begleiterscheinungen auf Dauer nicht tolerieren würden, und das Projekt wurde trotz des erfolgreichen Ansatzes von der WHO eingestellt. Interessant daran ist, dass viele Frauen bereits seit Jahrzehnten mit den gleichen Nebenwirkungen zu kämpfen haben, diese jedoch als akzeptabel angesehen werden. Dabei sind es gerade diese unerwünschten Begleiterscheinungen, die auch Frauen oftmals an dieser Verhütungsmethode zweifeln lassen.
Heutzutage gibt es zum Glück zahlreiche gute Alternativen, sodass jeder frei entscheiden kann, ob er oder sie mit Hormonen verhüten möchte oder doch lieber etwas anderes ausprobiert.
NES/T-Gel als Alternative
Eine vielversprechende Innovation in der hormonellen Verhütung für Männer ist ein Verhütungsgel. Das NES/T-Gel kombiniert Testosteron mit Nestoron, einem künstlichen Hormon aus der Gruppe der Gestagene. Das Gute daran: Es gibt hierbei kein erhöhtes Thromboserisiko. Stimmungsschwankungen und Libidoverlust können allerdings auch damit auftreten.
Das Gel wird einmal täglich auf die Haut der Schulter aufgetragen und hemmt die Spermienproduktion so effektiv, dass eine Befruchtung nahezu ausgeschlossen ist. Andere Varianten injizieren Sie Sich unter die Haut. Studien zeigen, dass es etwa zwei Monate dauert, bis der Schutz vollständig einsetzt. Das Produkt wird gerade für den breiten Markt vorbereitet und kann bereits in einigen Jahren verfügbar sein.
Modifiziertes Testosteron als zusätzlicher Lösungsansatz
Andere Expertenteams versuchen, die Nebenwirkungen zu umgehen, indem sie das männliche Geschlechtshormon Testosteron anpassen, wie bei 11-beta-MNTDC. Hierbei handelt es sich um modifiziertes Testosteron. Es senkt die Spermienproduktion und sorgt gleichzeitig für die Erhaltung von Libido und Muskelmasse. In ersten Tests hatte das modifizierte Testosteron so gut wie keine Nebenwirkungen.
Allerdings wird es auch hier vermutlich noch Jahre oder Jahrzehnte dauern, bis ein Präparat auf den Markt kommt.
Verhütungs-Pillen mit nicht-hormonellen Wirkstoffen
Forscherinnen und Forscher beschäftigen sich seit einiger Zeit mit nebenwirkungsarmen Verhütungs-Pillen, für die man keine Hormone benötigt. Interesse besteht unter anderem an Extrakten aus Pflanzen und sekundären Pflanzenstoffen:
- grünes Cichlidenkraut (Justicia Gendarussa)
- Triptonin aus Wilfords Dreiflügelfrucht
- Wirkstoff aus Papaya-Kernen
Diese Projekte stecken allerdings noch in den Kinderschuhen und es ist bisher unklar, ob irgendwann auf dieser Basis zugelassene Verhütungsmittel für Männer auf den Markt kommen.
Gelverschluss der Samenleiter
Einen ganz anderen Denkansatz bietet der Verschluss der Samenleiter mit speziellem Polymergel wie zum Beispiel Vasalgel. Es wird Männern direkt in die Samenleiter injiziert und wirkt wie eine reversible Vasektomie. Das Ejakulat ist frei von Spermien. Diese Verhütung für Männer soll zwischen einem und zehn Jahren anhalten und kann bei Bedarf schnell wieder aufgelöst werden. Doch bisher ist diese Variante noch im experimentellen Stadium.
Thermische Verhütung
In Frankreich und Deutschland sind des Weiteren Versuche im Gange, Spermien durch Überwärmung abzutöten. Dazu schieben Probanden ihre Hoden mithilfe von Silikonringen täglich bis zu 15 Stunden lang hoch in den Leistenkanal und erzeugen so einen künstlichen Hodenhochstand. Die Körperwärme erwärmt die Hoden auf über 35 Grad Celsius, wodurch die Spermien nach drei Monaten nicht mehr befruchtungsfähig sind.
Dieses von Privatpersonen finanzierte Projekt benötigt jedoch ebenfalls noch weitere Studien, um Anerkennung als Verhütungsmethode zu erlangen. Außerdem birgt diese Methode einige Gefahren. So ist noch nicht ausreichend geklärt, ob dieses Verhütungsmittel die Entstehung von Hodenkrebs fördert, weil die Hoden über lange Zeit zu warm gelagert werden.
So sicher sind die Verhütungsmittel für Männer
Gesetzt den Fall, die hier vorgestellten Lösungsansätze kommen in einigen Jahren auf den Markt, wie sieht es dann mit ihrer Sicherheit aus?
Wichtiges Hilfsmittel ist hierbei der Pearl-Index. Er zeigt Dir, wie viele von 100 Frauen innerhalb eines Jahres schwanger werden, wenn sie eine bestimmte Verhütungsmethode nutzen. Je niedriger der Pearl-Index, desto sicherer ist das jeweilige Verhütungsmittel. Zusammen mit der Benutzerfreundlichkeit und zu erwartenden Nebenwirkungen ergibt sich folgendes Bild:
- Kondom: Sehr benutzerfreundliche und leicht verfügbare Verhütungsmethode, die als Nebeneffekt vor sexuell übertragbaren Erkrankungen schützt. Einzige Nebenwirkung ist unter Umständen der Gefühlsverlust beim Geschlechtsverkehr. Kondome erfordern jedoch eine korrekte Anwendung bei jedem Geschlechtsverkehr, um eine sichere Verhütung zu gewährleisten. Der Pearl-Index schwankt daher zwischen 2–12.
- Vasektomie: Einmalige, dauerhafte Lösung, die keine tägliche Aufmerksamkeit erfordert. Allerdings lässt sie sich nur mit einem erneuten medizinischen Eingriff rückgängig machen. An Nebenwirkungen können Entzündung der OP-Wunden, Vernarbungen, Schmerzen im Leistenbereich und in seltenen Fällen eine erneute Fruchtbarkeit auftreten. Dafür ist die Sterilisation mit einem Pearl-Index von etwa 0,1 sehr sicher.
- Hormontherapie für Männer: Einfach in der Anwendung (z. B. tägliche Einnahme oder Injektion), aber potenzielle Nebenwirkungen wie Thromboseentwicklung, Depressionen, Gewichtszunahme, Muskelabbau und Verlust der Libido könnten die Benutzerfreundlichkeit beeinflussen. Der Pearl-Index wird auf etwa 0,1–1 geschätzt, basierend auf bisherigen Studien.
- Polymergel (z. B. Vasalgel): Einmalige Anwendung mit langfristiger Wirkung zwischen 1 und 10 Jahren. Diese nebenwirkungsarme Methode befindet sich noch in der Entwicklung, aber erste Ergebnisse deuten auf einen Pearl-Index von unter 1 hin.
- Thermische Verhütung: Diese Methode ist hormonfrei und ohne operativen Eingriff machbar, benötigt aber mehrere Wochen / Monate Vorlaufzeit, bis die Spermienproduktion ausreichend reduziert wird. Die Wärmebehandlung ist ein kaum verbreitetes, umstrittenes Verhütungsmittel. Wichtig: Diese Methode ist noch zu wenig erforscht, um sie in Betracht zu ziehen. Es gibt noch zu wenig Informationen zu Nebenwirkungen und Risiken, wie zum Beispiel die Begünstigung von Hodenkrebs. Bei der Sicherheit deuten erste Studien auf einen Pearl-Index von etwa 1–2 hin.
Zusammenfassung
Verhütung für Männer bleibt also erst einmal auf bewährte Methoden wie Kondome und Vasektomie beschränkt. Dank fortschreitender Forschung können Sie jedoch bald vielversprechende Alternativen wie hormonelle Therapien oder Vasalgel nutzen. Bis dahin bleibt eine bewusste Anwendung der bestehenden Methoden entscheidend, um sowohl Schutz als auch Sicherheit zu gewährleisten.
Wichtig: Treten im Zusammenhang mit der Verhütung Beschwerden auf, sollten Sie umgehend Ihre Ärztin oder Ihren Arzt aufsuchen, um die Ursachen abklären zu lassen.