Palmöl: Naturprodukt mit Schattenseiten
Kaum ein Pflanzenöl ist so umstritten wie Palmöl. Problematisch ist dabei weniger das Öl selbst, das als wertvolle Zutat in Lebensmitteln, Kosmetika und Treibstoff verwendet wird. In der Kritik stehen vielmehr die Umweltschäden, die der Anbau in gewaltigen Dimensionen mit sich bringt. Lesen Sie hier mehr über Palmöl und seine Verwendung und wie bei diesem Produkt auf mehr Nachhaltigkeit gesetzt werden kann.

dm drogerie markt
Lesedauer 6 Min.
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21.5.2025

Palmöl: Herkunft und Verwendung
Palmöl oder Palmkernöl (für Kosmetika und Reinigungsmittel) wird aus Früchten und Kernen der Ölpalme (Elaeis guineensis) gewonnen. Etwa 72 % der jährlichen Palmöl-Verwendung entfällt auf Lebensmittel. Palmfett ist somit ein bedeutendes Nahrungsmittel. Es hat mit 36 % den größten Anteil unter sämtlichen Pflanzenölen.
Wo wird Palmöl angebaut?
Ölpalmen benötigen zum Gedeihen Tropenklima. Angebaut werden sie vorrangig in Südostasien, Spitzenerzeuger sind Indonesien, Malaysia und Thailand. In kleinerem Maßstab gibt es Plantagen in Mittel- und Südamerika sowie Afrika.
Wozu wird Palmöl benötigt?
Palmöl ist ein wichtiger Bestandteil in vielen alltäglichen Produkten.
Lebensmittel: In etwa jedem zweiten verarbeiteten Lebensmittel ist Palmöl enthalten, etwa um Streichfähigkeit, Konsistenz oder Schmelzpunkt zu verbessern. Palmöl wird außerdem unmittelbar als pflanzliches Speisefett verwendet.
Kosmetika: Derivate aus Palmöl sind wichtige Kosmetikrohstoffe, die als Hilfsstoffe in der Erstellung wirken
Reinigungsmittel: In ähnlicher Form wie bei der Kosmetik kommen Palmöl-Derivate auch in Putzmittel, Waschpulver und Co. zur Anwendung.
Biodiesel: In Treibstoffalternativen für Verbrennermotoren wird (noch) Palmöl verwendet.
Futtermittel: Sogar in Vieh- und Haustierfutter kann Palmöl vorhanden sein.
Welche Vorteile hat Palmöl?
Ölpalmen erbringen im Vergleich zu anderen Ölpflanzen wie Raps, Sonnenblumen, Kokos oder Soja einen deutlich höheren Ertrag. Das Öl ist aufgrund seiner chemischen Eigenschaften vielseitig einsetzbar, kostengünstig und einfach zu verarbeiten. Obendrein sind Ölpalmen als Kulturpflanzen weniger pflegeintensiv und sehr widerstandsfähig.
Warum wird Palmöl kritisiert?
Der Bedarf an Palmöl steigt weltweit an, eine Ursache dafür ist das globale Bevölkerungswachstum. In den Erzeugerländern die benötigten Agrarflächen zu schaffen, führt zu direkten und anhängigen Problemen, darunter:
- illegale Abholzung von Regenwald
- Zerstörung von Ökosystemen und Flora
- damit einhergehend Verlust von Lebensraum der örtlichen Fauna (darunter Orang-Utans, Elefanten und Fledermäuse)
- CO₂-Emissionen (unter anderem durch Brandrodungen)
- schlechte Arbeitsbedingungen und Kinderarbeit auf Plantagen
- Menschenrechtsverletzungen (etwa Vertreibung indigener Gruppen)
Sollte Palmöl vermieden werden?
Überraschenderweise wäre ein Produktboykott keine Lösung. Um den Bedarf durch alternative Ölpflanzen zu kompensieren, würden wesentlich größere Anbauflächen benötigt, was oben genannte Probleme sogar verschärfen würde. Ein Lösungsansatz ist, die Produktion nachhaltiger zu gestalten und die Einhaltung von Umweltschutz und die verantwortungsvolle Nutzung der Ressourcen streng zu kontrollieren.
Nachhaltigkeit bei Palmöl
Der Fokus nachhaltigerer Produktion liegt auf möglichst ressourcenschonenden, sozial verantwortungsvollen und umweltfreundlichen Anbau- und Verarbeitungsprozessen. Leider lässt sich Nachhaltigkeit oft durch den Konsumenten kaum überprüfen. Nicht immer ist Transparenz gewährleistet. Seien Sie stets kritisch beim Einkauf: Es gibt Hinweise auf nachhaltigere Palmölprodukte.
Nachhaltigkeit beim Anbau
Im Jahr 2004 hat die Umweltschutzorganisation WWF einen Mindeststandard und eine Zertifizierung für den nachhaltigen Anbau von Palmöl aufgestellt: den RSPO („Roundtable on Sustainable Palm Oil“). Dieser umfasst etwa den Schutz von Boden, Wasser, Luft sowie Flora und Fauna auf den Plantagen, soziale Komponenten wie die Förderung von Kleinbauern, Verbot von Kinderarbeit und die Einhaltung gesetzlicher Regelungen. Die Kontrolle gewährleisten unabhängige Prüfer.
Nachhaltigkeit auf dem Markt
Das „Forum nachhaltiges Palmöl“ (FONAP) setzt sich in Österreich, Deutschland und der Schweiz dafür ein, hundertprozentige Marktabdeckung mit solchem zertifizierten Palmöl zu erzielen. Ziel ist weiterhin die Optimierung und Weiterentwicklung der existierenden Zertifizierungssysteme, inklusive Zusatzkriterien bei Lieferanten.
dm fördert nachhaltigeres Palmöl
dm ist mit seinen Eigenmarken Teil des FONAP. Seit 2014 erfolgt eine Produktumstellung auf zertifizierte Ware. Mit dem Erwerb von Greenpalm-Zertifikaten (ein auf dem RSPO aufbauendes Zertifikatehandelsprogramm) fördert dm den nachhaltigeren Anbau von Ölpalmen. Markenprodukte werden in Zusammenarbeit mit den Lieferanten hinsichtlich der nächsthöheren Zertifikatsstufe überprüft.
Gibt es Palmöl-Alternativen?
Beim Einkaufen haben Sie die Möglichkeit, bewusst Produkte auszuwählen, die kein oder nachhaltiger produziertes Palmöl enthalten. Bei Hautpflegeprodukten sind zum Beispiel Arganöl, Hanföl oder Mandelöl gute Alternativen zum Palmöl. Bei Lebensmitteln zeichnen einige Hersteller entsprechende Produkte als Palmöl-frei aus und ersetzen es beispielsweise durch Soja- oder Kokosöl.
Woran nachhaltige Palmöl-Produkte erkennen?
Mit einer bewussten Entscheidung für nachhaltigere Produkte tragen Sie als Verbraucherin oder Verbraucher aktiv zur Förderung des umweltverträglicheren Anbaus bei. Aber woran erkennt man nachhaltig produziertes Palmöl?
Lebensmittel
Seit 2014 gilt eine EU-Verordnung, nach der Palmöl explizit als solches deklariert werden muss. Achten Sie beim Einkauf von palmölhaltigen Produkten auf Zertifikate wie „Fair for Life“ und „RSPO“ in Kombination mit einem Bio-Siegel.
Kosmetika
Bei Naturkosmetika gibt das international gültige „Natrue“-Siegel Aufschluss über die Nachhaltigkeit des enthaltenen Palmöls. Diese Kennzeichnung wird vom Verband der führenden europäischen Naturkosmetikfirmen verliehen und besagt, dass verarbeitetes Palmöl eine „Organic“- oder „RSPO“-Zertifizierung besitzen muss. Auch bei Demeter-Produkten wird auf hochwertige und nachhaltiger erzeugte Rohstoffe, Verzicht auf chemische oder synthetische Zusatzstoffe und transparente Deklaration geachtet.
Fazit
Angesichts des weltweit steigenden Bedarfs lässt sich Palmöl leider nicht sinnvoll durch andere Pflanzenöle kompensieren. Tatsächlich ist im Flächen-Ertrags-Verhältnis die Ölpalme die effizienteste Möglichkeit, den Rohstoff zu gewinnen. Um die mit dem Raubbau bei der Schaffung von Agrarflächen verbundenen Probleme anzugehen, können Sie als Verbraucherin oder Verbraucher jedoch durch bewusstes Einkaufsverhalten und die Wahl nachhaltigerer Produkte einen entscheidenden Beitrag leisten.
FAQ
Ist Palmöl gesund oder schädlich?
Ist Palmöl gesund oder schädlich?
Palmöl hat einen hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren. Bei übermäßigem Verzehr kann sich das auf die Blutfettwerte auswirken und zu Gefäßverkalkungen führen. Einige Medizinerinnen und Mediziner vermuten, dass Palmöl die Wirkung von körpereigenem Insulin beeinflusst und somit Diabetes begünstigt. Bei der Verarbeitung können zudem krebserregende Stoffe entstehen.
Warum ist Palmöl so problematisch?
Warum ist Palmöl so problematisch?
Das Anlegen von Anbauflächen in den Erzeugerländern führt einerseits zu Raubbau an natürlichen Ressourcen, Vernichtung von Ökosystemen und Lebensräumen gefährdeter Tiere. Auf vielen Plantagen herrschen zudem ausbeuterische Arbeitsbedingungen.
Ist Verzicht auf Palmöl sinnvoll?
Ist Verzicht auf Palmöl sinnvoll?
Palmöl lässt sich in vielen Anwendungsbereichen in großem Umfang nicht effizient durch andere Öle ersetzen. Bezogen auf den Flächenbedarf für den Anbau ist die Ölpalme die ergiebigste Ölpflanze. Anstelle eines Verzichtes ist daher die Optimierung der Nachhaltigkeit anzustreben.


