Trotzanfall oder Wutausbrüche: angemessen reagieren
Wenn kleine Kinder ihr eigenes Selbst entdecken, ist das eine aufregende Zeit voller Emotionen. Der Trotzanfall, der sich vermehrt um das zweite Lebensjahr herum einstellt, gehört dazu. Was für die „Großen“ nervenaufreibend ist, stellt für die Kleinen eine wichtige Phase auf dem Weg zur eigenen Persönlichkeit dar. Hier erfahren Sie, was es mit einem Trotzanfall oder Wutausbrüchen auf sich hat – und wie Sie diese gelassen meistern.

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Lesedauer 6 Min.
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4.2.2025

Was ist ein Trotzanfall?
Bei einem Trotzanfall handelt es sich um einen impulsiven Wutausbruch beziehungsweise plötzliches Protestverhalten bei kleinen Kindern. Pädagogen sprechen von einer „Trotzphase“ beziehungsweise „Emotionsfindungsphase“. Diese erstreckt sich grob vom 18. Monat bis ins vierte Lebensjahr und stellt einen normalen Entwicklungsschritt für die kindliche Persönlichkeit dar. Die Trotzanfälle sind, je nach Charakter und gegebener Situation, mehr oder weniger stark ausgeprägt und dienen dem Austesten der persönlichen Grenzen.
Was löst Wutausbrüche aus?
Wenn der Zorn das Kind packt, sind verschiedene Ursachen denkbar – auch solche, die aus der Perspektive Erwachsener nicht gleich offensichtlich sind. Wutausbrüche und Trotzanfälle können folgende Anlässe haben:
Missbefinden, zum Beispiel bedingt durch Müdigkeit oder Hunger
Frustration, etwa wenn dem Kind etwas misslingt, verboten wird oder es seinen Willen nicht bekommt
Wunsch nach Aufmerksamkeit, beispielsweise, wenn das Kind sich in der aktuellen Situation zu wenig beachtet fühlt
Vermeidung von Aufgaben oder Tätigkeiten, etwa zum Herauszögern des Zu-Bett-Gehens oder Aufräumens
Alterstypische Trotzanfälle ergeben sich zumeist aus einem akuten Konflikt zwischen Persönlichkeit (und aktuellem Gemütszustand) des Kindes und einer konkreten Situation. Die emotionalen Ausbrüche sind für Anwesende herausfordernd und für das Kind selbst anstrengend, aber keine psychische Auffälligkeit. Lediglich wenn sich die Wutausbrüche häufen oder ungewöhnlich lange anhalten, könnte das ein Hinweis auf verborgene gesundheitliche oder seelische Probleme sein. Scheuen Sie sich nicht, in der Kinderarztpraxis anzusprechen, wenn es mehrfach am Tag zu einem Trotzanfall oder Wutausbrüchen kommt, die auch nach einer Viertelstunde nicht abklingen.
Wie äußert sich ein Trotzanfall?
Trotzanfälle dienen der Gefühlsregulation und sind für das Kind ein wichtiger Schritt dahin, mit Emotionen umzugehen und Konflikte zu meistern. Wutanfälle sind bei Kindern sehr individuell. Üblich sind lautes Schreien und Weinen. Abhängig vom Temperament kann es durchaus etwas rabiat zugehen. Mancher Zwerg-Wüterich und manche Mini-Wüterin kann treten, schlagen, spucken und schubsen oder mit Dingen in Griffweite werfen. Andere Kids gebärden sich dramatisch, werfen sich auf den Boden und wälzen sich dort herum – oder halten die Luft an.
Wie mit Trotzanfall oder Wutausbruch umgehen?
Die goldene Regel für Sie als Elternteil lautet: Ruhe bewahren. Zweifellos kann das impulsive, manchmal scheinbar unkontrollierbare Verhalten des Kindes verstörend, kraft- und nervenzehrend sein. Vielleicht schürt es Zweifel an der eigenen erzieherischen Kompetenz. Versuchen Sie, gelassen zu bleiben und sich nicht verunsichern zu lassen. Machen Sie sich bewusst, dass die kindlichen Zornesausbrüche zeitlich begrenzte und kurze Einzelepisoden sind, die sich managen lassen. Tipp: Achtsamkeitsübungen können Ihnen dabei helfen, bei sich zu bleiben.
Wie Trotzanfall oder Wutausbrüche auflösen?
Während das wütende Kind seinem Frust und der Empörung Luft macht und sich anschließend meist besser fühlt, kann der Vorfall für zugehörige Erwachsene sehr unangenehm sein. Abhängig davon, wo das Drama sich zuträgt, erfordert nicht nur der Trotzanfall selbst Aufmerksamkeit. Windet sich das wütende oder trotzige Kind zum Beispiel im Geschäft am Boden, weil ihm eine Süßigkeit verwehrt wird, können Reaktionen Dritter die Situation verschärfen. Damit es so weit nicht kommt, hier einige Tipps zur Deeskalation.
Nicht diskutieren
Während eines Trotzanfalls ist das Kind nicht aufnahmefähig, denn es durchlebt die Auseinandersetzung mit seiner Frustration gerade ganz intensiv. Es ist zwecklos, das Kind im Ausnahmezustand mit sachlichen Argumenten oder Tadel zu erreichen. Wenn die Umstände es erlauben, versuchen Sie besser, den Trotzanfall oder Wutausbruch auszusitzen. Das erfordert zugegebenermaßen Nervenstärke - doch das lässt sich üben.
Abstand schaffen oder ablenken
In der eigenen Wohnung können Sie den Raum verlassen, bis der kleine Trotzkopf sich beruhigt hat. Informieren Sie ihn mit ruhigen Worten, dass Sie ihn einen Moment allein lassen. Ihr Schatz darf das Fortgehen keinesfalls als Distanzierung oder Strafe missverstehen! In der Öffentlichkeit kann ein Ortswechsel helfen, beispielsweise das zügige Verlassen eines Ladens. Die neue Umgebung schafft gegebenenfalls Distanz zum Auslöser der Frustration. Ist das in der gegebenen Situation nicht möglich, versuchen Sie, das Kind abzulenken, etwa die Aufmerksamkeit auf ein spannendes Objekt in Sichtweite zu lenken.
Nicht nachgeben
Das kann eine Herausforderung sein, wenn Sie selbst unter Stress stehen, zum Beispiel, weil Unbeteiligte sich einmischen. Geben Sie dem Kind nicht das (auch nicht zur Ablenkung), was Motivation für den Trotzanfall war. Also kein Aufschub der Schlafenszeit oder Bewilligung des begehrten Spielzeugs oder Bonbons. Damit würde das Kind lernen, dass ein Trotzanfall oder Wutausbrüche zum Erfolg führen.
Empathie zeigen
Bei milderen Trotzanfällen ist es manchmal hilfreich, Berührung und Blickkontakt zu suchen. Reden Sie ruhig mit Ihrem Kind und ermutigen Sie es, seine Gefühle in Worte zu fassen. Versuchen Sie, den Trotzanfall aus der Perspektive des Kindes zu verstehen und gemeinsam eine Lösung für das aktuelle Problem zu finden.
Geduld haben
Wichtig beim Umgang mit dem trotzenden Kind in der schwierigen Entwicklungsphase ist, dass es sich stets sicher, ernst genommen und angenommen fühlt. Ungeduld, Schimpfen oder gar Strafen können während eines Wutanfalls vollkommen kontraproduktiv sein. Der Nachwuchs hat in aller Regel nicht den Vorsatz, Sie ärgern zu wollen. Stattdessen erarbeitet er in der Trotzphase die möglichen Konflikte zwischen den eigenen Wünschen, den Interessen der anderen und Regeln und Normen, die es zu befolgen gilt. Das ist für ein Kind, das sich gerade erst als eigenständiges Wesen entdeckt, nicht einfach. Machen Sie Ihr Kind stark, indem Sie es liebevoll durch diese turbulente Entwicklungsphase begleiten.
FAQ
Wie gehe ich mit Trotzanfällen um?
Wie gehe ich mit Trotzanfällen um?
Erprobte Strategien, um einen Trotzanfall oder Wutausbrüche zu mildern oder zu beenden, sind Ortswechsel und Ablenkung. Sofern in der Situation möglich, können Sie versuchen, das Umfeld zu verlassen. Auch Ablenkung durch eine andere Aktivität ist oft erfolgreich.
Wie lange dauert ein Trotzanfall?
Wie lange dauert ein Trotzanfall?
Ein alterstypischer Trotzanfall ist in der Regel nach einer Viertelstunde ausgestanden. Meist verraucht er von selbst, wenn der vom Kind gewünschte Erfolg ausbleibt.
Wann tritt die Trotzphase ein?
Wann tritt die Trotzphase ein?
Die sogenannte Trotz- oder Emotionsfindungsphase beginnt mehrheitlich um das zweite Lebensjahr herum und kann sich bis ins Kindergartenalter erstrecken.




