Schluckauf bei Babys: Tipps von Hebamme Nicole Danner
Hebamme Nicole Danner klärt auf, warum es zu Schluckauf kommt und gibt wertvolle Tipps die Sie befolgen können, wenn Ihr Sprössling mit Schluckauf kämpft.

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Lesedauer 5 Min.
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15.1.2025

Was ist die Ursache für Schluckauf?
Schluckauf – ein unwillkürliches Hicksen, das Erwachsene häufig als störend empfinden. „Da denkt jemand an dich“ – sagt man im Volksmund häufig als Ursache dafür.
In Wirklichkeit sind das Zwerchfell und die Atemhilfsmuskulatur dafür verantwortlich. Das Zwerchfell zieht sich mit Hilfe der Muskulatur krampfend zusammen, dabei schließen sich die Stimmritzen und ein „Hicks“ stößt beim Einatmen hervor. Es wird sozusagen ein Unterdruck im Brustkorb erzeugt. Der Reflex wird durch die Reizung eines Nervs (Nervus phrenicus) ausgelöst.
Was wird mit Schluckauf trainiert?
Auch die Kleinsten bleiben von Schluckauf nicht verschont – im Gegenteil, bei ihnen tritt das Hicksen sogar häufiger auf als bei Erwachsenen. Bereits ab der 9. Schwangerschaftswoche wurde Schluckauf bei Babys beobachtet. Zu diesem Zeitpunkt spürt die Mutter die Bewegungen des Kindes noch nicht. Sie werden meist erst zwischen 18. und 24. Schwangerschaftswoche deutlich wahrgenommen. Hat das Kind Schluckauf, ist dies als rhythmisches Zucken im Bauch spürbar. Je größer das Baby ist, umso intensiver wird es wahrgenommen. Der vorgeburtliche Schluckauf ist beim Baby – im Gegensatz zum Erwachsenen – sogar sehr wichtig. Er dient dazu, die Atemmuskulatur zu trainieren. Weiters wird vermutet, dass durch den Schluckauf bzw. das Zusammenziehen des Zwerchfells eingeatmetes Fruchtwasser wieder aus dem Körper gepresst wird.
Die Häufigkeit von vorgeburtlichem Schluckauf nimmt im Laufe der Schwangerschaft zu. Im letzten Schwangerschaftsdrittel verbringt ein Baby im Durchschnitt 15 Minuten pro Tag mit Schluckauf. Manche Kinder weniger, manche mehr.
Was kann man gegen Schluckauf tun?
Oft wollen Schwangere wissen, was man gegen den Schluckauf tun kann. Da er jedoch essentiell für die Entwicklung ist, braucht man auch nichts dagegen zu unternehmen. Entspannung und ein Streicheln über den Bauch können das Kind und die Mutter beruhigen.
Auch nach der Geburt – fernab des Fruchtwassers – haben Babys noch Schluckauf. Vor allem wenn das Baby beim Stillen oder Füttern viel Luft schluckt, beobachten Eltern ein vermehrtes Hicksen. Aber keine Sorge: Schluckauf löst einen Reflex aus, der sofort den Kehlkopfdeckel und damit die Luftröhre verschließt. Das Baby ist somit vor dem Einatmen von Milch geschützt, die Flüssigkeit gelangt nicht zurück in den Mund und nicht in die Lunge.
Im Rahmen einer kleinen Studie haben britische Forscher Neugeborene beobachtet. Sie nehmen an, dass die Kinder auf diese Art mit der Zeit lernen, ihre Atemmuskulatur zu kontrollieren. Demnach meinen die Forscher weiter, dass Schluckauf bei Erwachsenen nur ein „Überbleibsel“ der Evolution ist.
Die Frage von Eltern, was man gegen den Schluckauf bei Neugeborenen tun kann, erübrigt sich also. Er hat beim Baby durchaus seine Daseinsberechtigung. Meist stört der Schluckauf die Eltern mehr als das Kind selbst. Das Baby ist den Schluckauf schließlich schon gewöhnt und meist verschwindet er von alleine wieder.
Tipps bei hartnäckigem Schluckauf
Ist der Schluckauf dennoch einmal sehr hartnäckig, kann man versuchen, das Kind an die Brust anzulegen oder Säuglingsnahrung mit der Flasche anzubieten. Durch das Saugen beruhigt sich der Schluckauf oft.
Manche Kinder reagieren auf Kälte mit Schluckauf, daher ist es wichtig, dass das Kind beispielsweise beim Wickeln keinen unnötigen Temperaturverlust erleidet. Ein Wärmestrahler am Wickelplatz schafft Abhilfe.
Wirkt das Kind während des Schluckaufs sehr angespannt, können die Eltern dem Kind etwas Gutes tun, indem sie das Kind auf den Arm nehmen, streicheln und beruhigen. Babymassage oder eine Massage der Fußsohlen entspannen das Kind. Auch hier daran denken, dass das Baby nicht auskühlt.
Bei Kleinkindern hilft Ablenkung meist sehr gut. Singen oder ein Spiel lenken vom nervigen Hicksen ab. Wenn die Atmung ruhiger wird, entspannt sich auch das Zwerchfell.
So lange das Kind entspannt wirkt, gibt es keinen Grund, Maßnahmen gegen den Schluckauf zu ergreifen, da er in der Regel unbedenklich ist. Zeigt das Kind zusätzlich jedoch andere Symptome, wie Bauchschmerzen, Unruhe, starkes Husten, etc. ist eine Kontaktaufnahme mit der Hebamme oder der Kinderärztin/dem Kinderarzt ratsam.
Nicole Danner
Hebamme seit 2017 in Tirol, arbeitet angestellt im Kreißsaal des LKH Hall, sowie freiberuflich in der Beratung und Betreuung (inkl. Akupunktur) von Schwangeren, Wöchnerinnen und deren Neugeborenen.