Alleine, zu zweit oder alle gemeinsam? Das Familienbett
Wo wir uns wohl und sicher fühlen - dort schlafen wir am besten. Kinder unter einem Jahr sollten im Zimmer der Eltern schlafen, so lautet die Empfehlung von führenden Expertinnen. Doch was geschieht nach diesem ersten Lebensjahr? Hebamme Eli Candussi gibt einen Überblick.

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Lesedauer 8 Min.
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26.6.2025

Menschen schlafen gerne mit Menschen, die sie lieben, im gleichen Bett. Ziehen wir mit unserem Partner/unserer Partnerin in eine gemeinsame Wohnung, planen wir meist nur ein Schlafzimmer mit einem gemeinsamen Bett. Evolutionsbiologisch haben Babys und Kinder genau denselben Plan - mit den Eltern, die es lieben, so eng und nah wie möglich zu sein und am liebsten zu jeder Tages- und Nachtzeit. Dies bedeutet nicht nur Schutz und Rückzugsmöglichkeit, sondern auch Nähe und Körperkontakt. Aspekte, die die meisten Menschen beruhigen, und sie in jedem Gemütszustand entspannt und gelassener sein lassen.
Was ist ein Familienbett?
So wie der Name schon sagt, ist darunter ein Bett zu verstehen, in dem die ganze Familie oder der Großteil der Familie schläft. Hier reichen die Möglichkeiten von festen Matratzen am Boden bis zu eigens produzierten Familienbetten, welche man später auch getrennt weiter nutzen kann. Es ist vieles möglich und genau so individuell wie jede Familie.
In vielen Ländern ist das gemeinsame Schlafen gang und gäbe, während es in der westlichen Welt lange Zeit stark verpönt war. Das ändert sich gerade: Das mag wohl daran liegen, dass Eltern immer mehr auf die Bedürfnisse der Kinder achten und diese auch befriedigen möchten.
Wann macht ein Familienbett Sinn?
Das Familienbett kann die gesamte Familie umfassen. Dabei ist es auch wichtig, gewisse Sicherheitsmaßnahmen zu beachten:
- Kleinkinder ab einem Jahr könnten auch neben ihren älteren Geschwistern schlafen, wenn sie gesund sind und motorisch so weit, dass sie sich gut im Bett bewegen können.
- Jede Schlafsituation, die gewählt wird, muss für das Kind gut akzeptabel sein.
- Ein großes Geschwisterkind, welches sich unentwegt wie ein Kreisel durchs Bett bewegt, liegt lieber am Rand (geschützt durch eine Reling oder Wand) und ein Erwachsener schirmt andere im Bett Schlafende ab.
- So wie wir Erwachsene unterschiedlich viel Körperkontakt im Nachtschlaf wollen, ist es bei den Kindern ebenso. Manche schlafen auch im Kleinkindalter noch liebend gerne halb auf ihren Eltern, während manche Kinder sich ihre kurzen Kuschelzeiten holen und sich dann sehr bewusst in eine eigene Ecke des Bettes verkriechen und dort ihren ruhigen Schlaf finden.
- Laut Untersuchungen wird empfohlen, pro Person 90 cm Breite im Bett zu berechnen. Dies erscheint vielleicht bei Kleinkindern noch sehr viel, kann aber innerhalb weniger Monate notwendig sein, um einen entspannten Schlaf für alle zu gewährleisten. Manche Familien brauchen nicht so viel Platz, da sie eng aneinander gekuschelt schlafen, andere freuen sich über die Bewegungsfreiheit und Ruhe in der Nacht. Unabhängig davon sind ausgeschlafene Kinder oder/und ausgeschlafenere Eltern ein Gewinn, nicht nur für die Kinder selbst, sondern auch für das harmonische Miteinander in der Familie und als Paar.
Checkliste für ein sicheres Familienbett
Dies gilt für Familienmitglieder ab einem Jahr:
- So viel Platz wie die Einzelnen benötigen (sehr individuelle Schlafstile), 90cm pro Person ist ein guter Richtwert
- Mehrere Matratzen die nicht auseinander rutschen können (ob am Boden oder in der Höhe ist egal)
- Jede/r hat ihre/seine eigene Decke oder Schlafsack
- Die Kleidung wird etwas kühler gewählt, als wenn das Kind/die Kinder alleine schlafen würden - jede/r im Bett heizt ein wenig mit
- Kleinkinder brauchen noch keinen Polster
- Personen die Drogen, Alkohol und sedierende Medikamente eingenommen haben, haben im Familienbett nichts verloren
- Rausfallschutz an den Seiten
- Kinder, die sich stark bewegen, gehören durch Erwachsene von anderen abgeschirmt
Chancen des Familienbetts
Aus vielen Untersuchungen wissen wir, dass Kinder, die sicher gebunden sind, sich und ihren Eltern vertrauen, sich in allen weiteren Lebenssituationen leichter tun.
Diese Sicherheit gibt nicht ein Familienbett alleine, es kann aber eine gute Unterstützung dafür sein. Wir verbringen viel Zeit unseres Lebens schlafend, umso besser wenn dieser Schlaf erholsam und in einer angenehmen Atmosphäre stattfinden kann.
Auch ein krankes Kind kann ich im Familienbett genauer beobachten und überwachen. Meist schlafen kranke Kinder auch ohne geplantes Familienbett bei den Eltern im Bett. Dann aber ist das Bett meist nicht optimal an die Personenanzahl angepasst bzw. sind nicht alle Sicherheitsmaßnahmen beachtet worden (keine Ritze, in die das Kind rutschen kann, weniger Kleidung gegen Überhitzung etc.), was uns zu den Risiken des Familienbettes führt.
Risiken im Familienbett
Wirkliche Risiken bzw. Gefahren entstehen dort, wo das Familienbett nicht sicher gestaltet wird.
Rauchende Familienmitglieder gehören nicht in das gemeinsame Bett mit Kindern. Der Körper dünstet auch nachts viele schädliche Stoffe aus, nah liegende Kinder inhalieren diese sofort. Auch Eltern, welche Alkohol oder Drogen konsumiert haben, gehören nicht ins gemeinsame Bett mit den Kindern. Die Gefahr, nicht adäquat auf die Bedürfnisse des Kindes reagieren zu können, ist hier zu groß. Medikamente, die einen tiefer schlafen lassen als normal, sind ebenfalls nicht kompatibel mit einem Kleinkind im Bett. Hier besteht ebenso die Gefahr des Überrollens.
Wenn man sich als Familie für ein Familienbett entscheidet, müssen alle bekannten Risiken bestmöglich eliminiert werden. Ein Sofa oder ein Wasserbett sind ungeeignet als Familienbett. Zu groß ist die Gefahr, dass sich vor allem kleine Kinder in Positionen bringen, in denen sie nicht mehr frei atmen können.
Wenn das Familienbett, wie oben beschrieben, sicher eingerichtet ist, sehe ich als Fachperson nur ein wirkliches Risiko: dass nämlich Familienbett-Familien ziemlich eingeschränkt sind in ihrer Urlaubsplanung, was Hotels betrifft. Ein Doppelbett in einem Hotelzimmer kann für vier Personen doch schnell zu klein werden und Familienbetten sind wirklich selten zu finden.
Wann sollte Schluss damit sein?
Viele Eltern würden hier nun antworten: sobald wie möglich - wir brauchen doch auch unseren Freiraum und Zweisamkeit. Zweiterem stimme ich zu 100% zu. Doch Zweisamkeit als Paar muss nicht zwingenderweise im Bett passieren.
Beim gemeinsamen Schlafen gibt es genauso wie beim Stillen keinen allgemeingültigen Zeitraum, der eingehalten werden muss, oder der nicht überschritten werden darf. Offen zu sein für die Bedürfnisse der einzelnen Familienmitglieder kann Unterschiedlichstes bedeuten.
Ein Kind, welches einen sehr leichten Schlaf hat, dann bald an ein eigenes Bett/Zimmer zu gewöhnen, kann diesem Kind den maximal entspannten Schlaf bringen. Während andere Kinder bis übers dritte Lebensjahr hinaus, sich im gemeinsamen Bett pudelwohl fühlen.
Sicher ist nur, dass alle irgendwann ausziehen! Mir ist kein Familienbett-Kind bekannt, welches nicht früher oder später Interesse zeigte an einem eigenen Bett/Zimmer und das Familienbett bald darauf auch verließ.
Hebamme Eli Candussi
arbeitet als freie Hebamme in Graz und Umgebung. Neben der Begleitung von Frauen* und Familien in der Vor- und Nachsorge – liegen ihr die Vorbereitung auf die Geburt und das Stillen besonders am Herzen. Ihr Hauptziel ist es, Frauen* zu stärken und sie durch Wissen in ihre Selbstwirksamkeit zu bringen. Dieses Ziel verfolgt sie auch als Obfrau des Vereins „12 Wochen Hebammenbegleitung bei frühem Schwangerschaftsverlust“.
Literatur
- Lisa Katharina Schaffenrath. Update plötzlicher Kindstod (SIDS): Eine Litertaurrecherche zum aktuellen Stan der Risikofaktoren und der Prävention 2017 [Stand: 19.11.2021]. Verfügbar unter: https://www.youtube.com/watch?v=31Fw-XHQdwQ&t=64s.
- Carpenter R, McGarvey C, Mitchell EA, Tappin DM, Vennemann MM, Smuk M et al. Bed sharing when parents do not smoke: is there a risk of SIDS? An individual level analysis of five major case-control studies. BMJ Open 2013; 3(5). doi: 10.1136/bmjopen-2012-002299.
- Oegkj_hat meine Kind Schlafprobleme [Stand: 20.11.2021]. Verfügbar unter: https://www.paediatrie.at/phocadownload/Oegkj_hat%20meine%20Kind%20Schlafprobleme.pdf.
- Renz-Polster H, Imlau N, Hrsg. Schlaf gut, Baby! München: Gräfe und Unzer Verlag GmbH; 2016.
- Mileva-Seitz VR, Bakermans-Kranenburg MJ, Battaini C, Luijk MPCM. Parent-child bed-sharing: The good, the bad, and the burden of evidence. Sleep Med Rev 2017; 32:4–27. doi: 10.1016/j.smrv.2016.03.003.
- karallda. Microsoft PowerPoint - Bedsharing-SIDS - BDL-EISL Fulda 2015-04-24 (handout).ppt [Kompatibilitätsmodus] [Stand: 19.11.2021]. Verfügbar unter: http://www.stillen-institut.com/media/Bedsharing-SIDS-BDL-EISL-Fulda-2015-04-24-handout.pdf.
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