Geduldsprobe für Eltern: Homeoffice mit Kind
Wie soll man daheim arbeiten, wenn gleichzeitig Kinder zu betreuen sind?

Viele erwerbstätige Eltern haben derzeit die Möglichkeit, von daheim aus zu arbeiten. So großartig die Vorstellung ist, gemütlich im Pyjama vor dem Laptop zu sitzen – die Realität sieht natürlich anders aus. Besonders, wenn Kinder im Homeoffice mit dabei sind. Mit diesen neun Tipps gelingt es Ihnen hoffentlich leichter, die neuen Herausforderungen im Homeoffice mit Kids zu meistern.
1. Ansprüche runterdrehen
Die wohl wichtigste Regel in der aktuellen Situation lautet: Die eigenen Ansprüche runterdrehen. Niemand erwartet von Ihnen, dass Sie Telefonkonferenzen führen, alle Arbeitsfristen exakt einhalten, gesund kochen, Kinder pädagogisch wertvoll beschäftigen, putzen, Wäscheberge bezwingen und dabei noch Zeit für sich zu finden, um Sport zu treiben oder persönlichen Hobbies nachzugehen. Versuchen Sie zu Beginn des Tages einen Plan zu entwerfen, welche Dinge unbedingt heute erledigt werden müssen und konzentrieren Sie sich darauf. Schaffen Sie trotzdem nicht alles, seien Sie nicht streng mit sich, sondern tun Sie sich am Ende des Tages etwas Gutes. Vergessen Sie dabei nicht: Diese Situation ist für alle neu und für jeden von uns ein Lernprozess.
2. Prinzipien über den Haufen werfen
Nach ein paar Tagen daheim fällt Kindern und Eltern mit Sicherheit die Decke auf den Kopf. Die Anspannung ist bei allen bemerkbar und die Nerven liegen blank. Die Kinder sind nicht ausgelastet, sie vermissen ihre Freunde und den ganz normalen Alltag. Die Eltern wissen eventuell nicht, wann und wie sie ihre Arbeitsberge bezwingen sollen. In solchen Phasen dürfen Prinzipien auch mal über den Haufen geworfen werden! Zum Mittagessen mal nur Pommes, ohne Grünzeug, das Ballspielverbot in der Wohnung aufheben oder auch mal 5 Minuten länger TV Zeit für die Kinder, damit ein wichtiges Telefonat in Ruhe geführt werden kann - oder Mama/Papa einfach mal kurz Pause haben. Wichtig dabei ist: Den Kindern erklären, dass es sich um Ausnahmen handelt. So fällt es später leichter, zu den bereits aufgestellten Regeln zurückzukehren.
3. Den Alltag neu strukturieren
Um etwas Ruhe in den Alltag zu bringen, kann es sinnvoll sein, diesen neu zu strukturieren. Strukturen geben Sicherheit und können allen Familienmitgliedern dabei helfen, die neue Situation besser zu meistern. Essens- und Schlafenszeiten sollten täglich ungefähr dieselben sein. Mit etwas Glück gewöhnen sich kleine Kinder zum Beispiel dann schnell daran, jeden Tag nach dem Frühstück allein zu spielen. Feste Lern- oder auch Kreativzeiten für die Kinder sorgen dafür, dass es täglich eine Zeitspanne gibt, in welcher alle einer Aufgabe nachgehen und auch die Eltern im Idealfall Zeit für ihre Aufgaben haben. Am Wochenende können Sie gemeinsam Gesundes vorkochen und Beschäftigungsideen für die kommende Woche sammeln und vorbereiten.
4. Selbstständigkeit fördern
Kinder sind selbstständiger als man denkt – also trauen Sie ihnen noch mehr zu als bisher. Binden Sie Ihr Kind in Alltags-Aufgaben ein: Tischdecken, Aufräumen, Wäsche sortieren, beim Kochen und Gemüseschnippeln helfen. Das sorgt für Beschäftigung, stärkt das Selbstbewusstsein des Kindes („das was ich mache, ist wichtig!“) und macht, dass alles schneller erledigt ist.
5. Kommunikationsregeln festlegen
Klären Sie Ihre Kinder auf, was Sie zu Hause in der Arbeit machen müssen und dass es Zeiten gibt, in denen Sie nicht unterbrochen werden möchten. Besonders kleine Kinder werden natürlich einige Zeit (und die richtige Laune!) brauchen, ehe sie verstehen, dass Mamas Finger am Mund bedeutet, dass sie während des Telefonats nicht gestört werden möchte.
6. So klappt es mit den Lern- und Hausaufgaben
Eltern von Schulkindern stehen vor einer besonderen Herausforderung. Neben der eigenen Arbeit im Homeoffice sind sie nun auch Lernbegleiter ihrer Kinder und somit erster Ansprechpartner für alle Fragen rund um die Lern- und Hausaufgaben. Unser Tipp: Planen Sie morgens schon, was für den Tag ansteht und schauen Sie gemeinsam mit ihren Kindern über die anstehenden Aufgaben, vielleicht tauchen schon vorab Fragen auf, die Sie direkt klären können. Legen Sie innerhalb der festen Lernzeiten kurze Pausen fest, in denen Sie sich Zeit für die Fragen der Kinder nehmen. So vermeiden Sie ständige Unterbrechungen.
7. Flexibilität ist Trumpf!
Klar, ein Arbeitsplatz in einem eigens dafür eingerichteten Zimmer hat Vorzüge und macht vor allem dann Sinn, wenn beide Elternteile im Homeoffice sind und sich abwechseln können. Allein mit Kind zu Hause wird man sich dort aber kaum lange zum ruhigen Arbeiten verschanzen können. Insbesondere kleine Kinder brauchen zudem auch Aufsicht. Wenn es Ihnen möglich ist, verlegen Sie Ihren Arbeitsplatz während des Tages doch ganz flexibel! Ein wichtiges Telefonat lässt sich konzentrierter erledigen, während Sie Ihrem Kind beim Spielen im Garten zusehen, als mit lautstarkem Gebrüll vor der Türe. Mails beantworten klappt auch mit Kindern am Küchentisch, wenn Sie immer wieder die Malkünste Ihres Sprösslings loben. Arbeiten, die hohe Konzentration erfordern, können – je nach Alter des Kindes - während des Mittagsschlafs oder einer Fernsehsendung erledigt werden.
8. Beschäftigungsanreize liefern
Natürlich freuen sich die Kinder, wenn möglichst viel mit ihnen gespielt wird. Sie werden aber feststellen, wie zufrieden sie alleine spielen werden, solange sie nur Ihre Anwesenheit spüren und neue Spielreize bekommen. Experimentieren Sie mit Ihrem bestehenden Hausrat und entdecken Sie, wie kreativ Kinder diesen in ihr Spiel einbauen können.
- Turnen und Toben: Bewegung muss sein, wie wäre es mit einem kleinen Parcours durch das Wohnzimmer? Über eine Luftmatratze balancieren, einmal über die Couch klettern, über den Teppich auf einem Bein hüpfen, drei Mal drehen und wieder zurück. Die Hindernisse müssen dabei natürlich der Umgebung und dem Alter des Kindes entsprechend angepasst werden.
- Höhlen bauen: Sie haben ein Wurfzelt oder eine Pop-Up Strandmuschel im Keller? Daraus wird im Handumdrehen eine spannende Höhle für Ihre Kids. Oder Sie legen verschiedene Decken und Kissen bereit, und lassen Ihren Kindern beim Höhlenbau freie Hand. Dass sich in der Höhle gemütlich (und im besten Fall längere Zeit) Bücher lesen lassen, ist ein netter Nebeneffekt.
- Malen, malen, malen: Ob mit Wasserfarben, Fingerfarben, Kreide oder auch ganz normalen Stiften, beim Malen vergeht die Zeit im Nu. Mandalas und Ausmalbilder sorgen für Abwechslung.
- Spaß mit Washi Tape: Mit Washi Tape, leicht von Hand zu reißendes Klebeband aus Reispapier, lassen sich viele Ideen umsetzen. So können beispielsweise leere Gläser damit verziert, aber auch Straßen für Spielzeugautos auf den Boden geklebt werden.
- Upcycling-Ideen: Aus alten Kartons, Kisten und Toilettenpapierrollen lassen sich richtig tolle Sachen herstellen. Wie wäre es mit einer kleinen Raumstation? Oder einem Schloss? Oder auch einer Murmelbahn? Hierfür müssen die leeren Rollen einfach untereinander, leicht versetzt, mit Klebeband an einer Tür befestigt werden. Schon können Murmeln oder Kastanien durch die Rollen kullern.
- Let's dance: Macht jede Menge Spaß und sorgt für gute Laune. Lieder aussuchen und dann geht es los.
- Wasser marsch! Besonders Kleinkinder lieben Wasserspiele. Dafür muss man auch nicht gleich in die Badewanne. Stellen Sie ein paar unterschiedliche Schüsselchen mit warmem Wasser, Löffel und Schwimmtiere bereit und lassen Sie ihr Kind etwas damit rumplanschen und -schütten. Das verpatzte Wasser ist danach auch schnell aufgewischt.
- Online-Videos sorgen für Bewegung und Begeisterung: Im Netz finden Sie unzählige Videos, die die Kinder zum Mitmachen und Bewegen einladen, z. B. Kinder-Yoga, Yoga Bewegungslieder oder Tanzkurse. Auch Sportvereine bieten hier inzwischen täglich Sportstunden an.
- Kneten mit selbstgemachter Knete: Kneten ist immer eine tolle Beschäftigungsidee. Ist keine Knete im Haus, lässt sie sich ganz einfach selbst herstellen – am besten von den Kindern: 1/2 Tasse lauwarmes Wasser, 1/4 Tasse Salz, 1 EL Öl und zwei Tassen Mehl vermischen, fertig.
- Fädelspiel: Aus bunten Perlen oder Knöpfen entstehen schöne Ketten oder auch lustige Schlangen.
- Gärtnern für Groß und Klein: Einsäen, gießen und beobachten, Gärtnern macht Freude. Besonders eignet sich Kresse, da man dieser wunderbar beim Wachsen zuschauen kann. Und obendrein schmeckt sie super lecker auf Brot oder im Salat. Den ganz kleinen machen Sie mit einer Matschküche eine Freude: einfach etwas Blumenerde, Gefäße und warmes Wasser bereitstellen und zusehen, wie kleine Matschkünstler „kochen“.
- Schüttübungen: eine Sache, die Kleinkinder meist lieben. Trockene Nudeln und Hülsenfrüchte in Schälchen geben und das Kind damit experimentieren lassen. Von einer Schale in die andere Schale füllen, durch einen Trichter rieseln lassen, ein Muffinblech befüllen – es gibt viele Möglichkeiten.
- Schleimiger Schleim: Glibber, glibber und jede Menge Spaß verspricht selbstgemachter Schleim. Aus 250 g Speisestärke, 100 ml flüssigem Shampoo und ca. 5 EL Wasser entsteht eine tolle Masse. Wer mag kann das Wasser vorab noch mit Lebensmittelfarbe färben, um bunten Schleim herzustellen.
9. Seien Sie stolz!
Feiern Sie Ihre Erfolge! Wahrscheinlich werden Sie am Ende des Tages feststellen, dass Sie weniger geschafft haben, als Sie sich vorgenommen haben. Wenn Sie aber gemeinsam am Ende des Tages besprechen, was alles an nur einem Tag geschehen ist, werden Sie staunen und mächtig stolz auf sich sein. Denn wer hätte noch vor Wochen gedacht, dass sich Kochen, Haushalt, Schulbildung, Spielen, Telefonkonferenzen, Einkaufen, Bewegung, Arbeitsberge… an nur einem Tag innerhalb einer Familie erledigen lassen!
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